#25 - Well-Being und Lernen
Shownotes
Letzte Woche wurde die Dokumentation Spurensuche mit Frank Seibert veröffentlicht. Ihr Thema? Unser Bildungssystem, Schule und Lernen. Die Blick dieser Sendung ist positiv gesetzt.
Wo geschieht jetzt schon Innovation? Wo gehen jetzt schon Menschen neue Wege? Was macht erfolgreiches Lernen aus? Dabei wird auch auf Länder geschaut (hier besonders Kanada), in denen die Leistungsergebnisse der Kinder deutlich anders aussehen als in Deutschland.
Einer der Erfolgsfaktoren ist dort das verankerte Well-Being. Der Grundsatz lautet, wem es gut geht, kann auch gut lernen. Also beziehungsorientiertes Arbeiten, Wohlfühlen im Blick behalten, Kinder und ihre Bedürfnisse ernstnehmen, ist also nicht einfach „nice-to-have“ oder reine „Kuschelpädagogik, es ist ein Erfolgsfaktor für gelingendes Lernen und das Ausschöpfen des eigenen Potenzials.
Hilfreiche Links:
Informationen zu Well-Being
https://www.pedocs.de/volltexte/2021/21542/pdf/Karakasoglu_2020_Winnipeg_Inklusion_und_Wellbeing.pdf
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„Wilma Wolkenkopf“ https://jupitermond.com/produkt/wilma-wolkenkopf/
"Wilma als Hörspiel" https://open.spotify.com/intl-de/album/5EIEsQh9clXpUu74Jzm4gV?si=Ns0uEFmiRhGVnnAyxQlCEg)
„Hallo Schulanfang“ https://www.beltz.de/sachbuch_ratgeber/produkte/details/49667-hallo-schulanfang.html
Als Hörbuch - "Hallo Schulanfang" https://www.amazon.de/Hallo-Schulanfang-Kindergarten-beziehungsorientiert-begleiten/dp/B0C7W2Y1QJ/ref=tmm_aud_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=1688986361&sr=8-1
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00:00:00: Da bin ich ausgestiegen, hab gedreht, bin wieder nach Hause gefahren und hab im Zug meine Unterrichtsvorbereitung für den nächsten Tag gemacht.
00:00:07: Also echter und realer an Schule dran. Konnte das Ganze glaube ich nicht sein.
00:00:12: Dann schaffe ich auch eine Achtsamkeit in diesen Dingen und ein Miteinander trotz bestimmter kultureller Unterschiede.
00:00:21: Hallo liebe Herzen zu einer neuen Folge von Herzschlagschule.
00:00:26: Dem Podcast rund um alle Themen, die die Schulwelt aktuell bewegen.
00:00:31: Ich bin Saskia Nichtsial, Grundschul-Lehrkraft, Bildungsaktivistin und Autoren und medial eher unter dem Namen Linie kariert bekannt.
00:00:39: Ich bin außerdem Mama von drei Kindern. Zwei davon sind schon in der Schule.
00:00:43: Das heißt, ich kenne also beide Seiten, die der Lehrkräfte oder überhaupt der Schule aus personeller Sicht, aber eben auch die Seite der "Elt".
00:00:55: Ich kann beide Sorgen, Wünsche, Fragen sehr, sehr gut verstehen.
00:00:59: Und in der heutigen Folge soll es auch um etwas gehen, dass für diese beiden Personengruppen ein wichtiges Wissen ist.
00:01:08: Und zwar geht es in dieser Folge um das Thema Wohlfühlen bzw. darum, was dieses Thema ganz speziell mit Lernen zu tun hat.
00:01:19: Mir liegt dieser Aspekt unheimlich am Herzen, denn er ist eine sehr fundierte Antwort auf den Vorwurf der verweichlichten Kuschelpädagogik,
00:01:28: der ja vor allem Lehrkräften entgegengebracht wird, die klassische schulische Hierarchiestrukturen aufbrechen und die auf Augenhöhe gehen.
00:01:36: Also ich persönlich habe diesen Vorwurf schon, sagen wir mal, relativ oft gehört, aber er liefert eben auch für Eltern einen guten Anhaltspunkt für das Lernen zu Hause.
00:01:48: Und egal in welcher Rolle du jetzt hier gerade zuhörst, ich wünsche dir ganz, ganz viel Spaß dabei.
00:01:55: Der Blick durchs Schlüsselloch.
00:01:57: Ja, während ich ansonsten an dieser Stelle immer aus dem aktuellen schulischen Nähkästchen plaudere, kommt jetzt mal ein bisschen was anderes, auch ganz aktuell,
00:02:08: aber eben nicht aus meinem aktuellen Schulleben, sondern von medialer Seite, denn gerade in diesen Tagen wurde eine sehr aufwendig produzierte Dokumentation zum Thema Schule in der ARD-Mediathek veröffentlicht.
00:02:23: Also nicht Schule in der ARD-Mediathek, sondern in der ARD-Mediathek wurde diese Dokumentation bereitgestellt.
00:02:31: Und wer mir medial folgt, hat das sicherlich mitbekommen, ich durfte ein Teil dieser Dokum sein.
00:02:37: Und Ziel dieser Dokumentation war es, die nennt sich Spurensuche, war es in beiden Teilen, also das ganze zwei Teile, einen positiven Blick auf das aktuelle Schulgeschehen zu setzen.
00:02:52: Und ich im Sinne von, da ist doch alles super, was wollt ihr denn überhaupt? Sondern quasi als Gegengewicht zu all dem, was medial ja an vielen, vielen Kritik und Negativenpunkten da ist.
00:03:04: Es gibt unfassbar viele Berichte darüber, was Lehrkräfte nicht können, was Lehrkräfte nicht beachten.
00:03:12: Unglaublich viele Zeitungsartikel beschwerden auch medial im Social Media Bereich, lese ich von so vielen Beispielen, wo Lehrkräfte in der Meinung derjenigen, die diese Beiträge verfasst haben, etwas nicht so gut umgesetzt haben oder eben nicht das positivste Beispiel für zeitgemäßes Unterrichtend sind.
00:03:36: Ich bin da jedes Mal deutlich milder, weil ich manchmal weiß, warum Lehrkräfte auf eine bestimmte Art und Weise agieren, aber das mediale Bild gegenüber Lehrkräften von solchen vielleicht noch relativ konstruktiven Beiträgen bis hin zu Kommentarspalten unter Posts, ihr habt ja eh noch frei und eh noch ferien.
00:03:55: Die haben mal genug und die Dokumentation wollte jetzt auch mal ein positives Lehrkräftebild in den Ring schicken und zeigen, hey, es gibt sehr wohl schon die Lehrkräfte, die heute versuchen, kleine wie große Schritte zu gehen, je nachdem was möglich ist, die schon mit anderer Haltung in die Schule kommen, die sich extrem anstrengen und extrem darum bemühen, ihren Schulkind an ihren Klassen ein gutes Lernsetting zu ermöglichen.
00:04:24: Und ich finde ganz wichtig, dass so was medial passiert, damit sich genau diese Lehrkräfte, die ich zuhauf kenne, das sind, auch wenn das gerne behauptet wird, keine Einzelfälle.
00:04:34: Das sind ganz, ganz viele Lehrkräfte.
00:04:37: Am Ende wahrscheinlich sogar die meisten, die mit diesem Anspruch in Schulen gehen, da gut zu sein für ihre Klassen und Gutes zu ermöglichen.
00:04:49: Und ich finde so wichtig, dass die sich auch repräsentiert fühlen und sehen, hey, das was wir hier tun, diese Anstrengung, und es ist in unserem Schulsystem eine extreme Anstrengung, wenn man innovativ sein möchte, die lohnt sich.
00:05:04: Und das wird gesehen, was ich hier mache.
00:05:07: Oder der Typ Lehrkraft wird medial auch gesehen.
00:05:11: Das fand ich ganz, ganz toll und es schafft gleichzeitig auch eine gute Sichtbarkeit für Innovation.
00:05:18: Denn das sage ich immer wieder, wir müssen gar nicht alles von Grund auf neu erfinden.
00:05:22: Man schaut mal in die Reformpädagogik, also Montessori und Co.
00:05:25: Diese ganzen Ideen von kindgerechtem Lernen, von einem Lernen, das auch vom Kind ausgeht, da ansetzt und nicht von oben irgendwie so draufgepropft wird, sondern wo die Wurzel von Lernprozessen und der Gestaltung von Lernprozessen beim Kind begrennt.
00:05:42: Genau, wie lernen Kinder eigentlich, was brauchen die dafür und wie kann ich die Umgebung hier darauf gut abstimmen.
00:05:48: Es gibt es eben alles seit der Reformpädagogik, das gibt es schon ganz, ganz lange.
00:05:52: Es gibt auch schon in Deutschland ziemlich viele Schulen, oder manchmal wirklich sehr, sehr große Modellschulen, die wirklich unter besonderen Bezuschussungen, Förderungen und Bedingungen sehr viel Innovation schaffen.
00:06:07: Aber es gibt auch schon in deutlich kleineren Rahmen innovative Schulen, die sind da.
00:06:13: Und es lohnt sich, die mal anzugucken und zu sagen, okay, was genau machen die anders, was genau bewährt sich dort, inwiefern ist diese Innovation positiv.
00:06:24: Und was können wir schon jetzt im Kleinen mitnehmen oder auch in eine Appellrichtung Politik?
00:06:31: Ihr müsst nicht 1000 Gremien zusammentrommeln, ihr müsst nicht für fünf Jahre, 325 Konzepte schreiben bis irgendwie vielleicht mit der nächsten Wahl die nächsten Leute da sitzen und die nächsten Konzepte schreiben.
00:06:42: Die ganze Zeit tut sich nicht, das muss alles gar nicht passieren. Es müssen keine Steuergruppen, keine Gruppen und Expert*innen runden gefunden werden, um zu überlegen, was man denn so machen könnte.
00:06:53: Was man machen könnte, zeigen so viele Modellschulen im Großen wie im Kleinen, zeigen innovative Lehrkräfte, die Ideen sind da, die Möglichkeiten müssen geschaffen werden, um diese Ideen an alle Schulen zu bringen, damit es nicht mehr ein Glücksfaktor ist, auf welche Schule das eigene Kind geht.
00:07:09: Oder was ich als Lehrkraft für Ressourcen an einer Schule vorfinde.
00:07:14: Und darum finde ich ganz wichtig, dass dieser Beitrag darauf einen Fokus legt. Die zeigen, da geht schon jetzt was. Die Ideen sind da. Da können wir hingucken.
00:07:24: Das Ganze hat mir auch tatsächlich relativ viel Spaß gemacht. Was heißt relativ, es hat mir viel Spaß gemacht, möchte ich das gar nicht relativieren.
00:07:34: Ich bin, und das habe ich in den letzten Monaten sehr gelernt, gar nicht so sehr der Mensch für Öffentlichkeit. Das mag paradoxisch, wenn man einen so großen Instagram-Kanal bedient oder Bücher schreibt oder eben in Kameras spricht.
00:07:47: Aber das ist ja keine Öffentlichkeit auf zweiter Ebene. Ich sitze dabei ja meist in meinem Wohnzimmer oder alleine in meinem Klassenzimmer.
00:07:57: Ich merke alles das, wo ich so ganz viel direkt in der Aktion mit Menschen habe. Das fällt mir schwer. Und auch dieser Dreh war für mich sehr aufregend. Aber der findet ja am Ende auch in einem sehr kleinen Setting statt.
00:08:07: Und ich habe festgestellt, dass dieses vor der Kamera sein und einfach in einem guten Drehsetting über meinen Thema sprechen dürfen, bis das doch etwas ist, das ich ganz nett finde.
00:08:19: Und ich war aufregend, war es trotzdem alle mal und es war viel Arbeit. Und ich weiß noch, ich bin wirklich aus dem Klassenzimmer in die Bahn gefallen. Das Ganze wurde in Bruch umgedreht.
00:08:28: Dort bin ich ausgestiegen, habe gedreht, bin wieder nach Hause gefahren und habe im Zug meine Unterrichtsvorbereitung für den nächsten Tag gemacht. Also echter und realer an Schule dran.
00:08:40: Das ist natürlich nicht sein. Die Dokumentation über die ich hier spreche, die hat zwei Teile, wie gesagt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr Lust habt euch das Ganze anzuschauen.
00:08:50: Beide Teile sind unten in den Show Notes verlinkt. Ich würde mich wirklich wahnsinnig freuen, wenn ganz viele von euch da drauf klicken. Wenn ihr die teilt in euren Kolleginnen, in den WhatsApp-Gruppen, eurer Kollegin, in Elterngruppen.
00:09:03: Ihr gestaltet damit die Medienwelt in diese Themenrichtung mit. Ich hatte jetzt diese Woche wirklich ein paar Beiträge dazu auch und die sind medial sehr, sehr gut gegangen. Die wurden gut geteilt. Die hatten eine gute Reichweite.
00:09:15: Und ich habe tatsächlich höchstpersönlich eine Rückmeldung aus der Redaktion bekommen, dass sie sich wahnsinnig darüber freuen, dass es ganze so eine Reichweite hat und jetzt einfach auch mehr in der Hand haben um, wenn es wieder um Schultämen geht, einfach mit mehr Fundament in solche Themendiskussionen in ihren Senden.
00:09:32: Also ihr gestaltet an der Stelle mit und zeigt, dieses Thema ist wichtig. Dieses Thema möchten wir sehen medial. Also vielen Dank dafür. Ist verlinkt. Ich bin ganz gespannt, was ihr dazu sagt. Ja.
00:09:47: Was hat jetzt aber diese Doku mit dem heutigen Thema Wohlfühlen und Lernen zu tun? Im Teil 2 der Dokumentation. Und dieser Teil hat mich noch mehr deutlich mehr berührt als der erste Teil wird auch in andere Länder geschaut.
00:10:03: Die letzten Ergebnisse von Deutschland waren im letzten Durchgang nicht allzu erbaulich und da wurde sich jetzt im Gegenzug ein sehr positives Beispiel angeschaut. In diesem Fall Kanada.
00:10:17: Wenn was Leistungsergebnisse der Schüler*innen angeht, ist Kanada ziemlich weit vorne. Und das, obwohl Kanada auch mit hoher Diversität zu tun hat, mit vielen Menschen, die kulturell sehr unterschiedliche Hintergründe haben, das wird ja gerne angeführt als Problem.
00:10:36: Und hier wird ganz deutlich, dass so was dann problematisch ist, wenn ein System es zu einem Problem macht. Nämlich dann, wenn Ausgrenzung stattfindet beispielsweise oder Nicht-Achtung.
00:10:50: Und Frank, das ist der Mensch, der sich diese Doku führt und sozusagen sich einzelne Stationen von Lernen und dem Bildungssystem anschaut, ist eben nach Kanada geflogen und hat dort mal geschaut, wie es da funktioniert und was genau dort anders läuft.
00:11:07: Das erzähle ich jetzt nicht im Detail, schaut es euch wahnsinnig gern an, es ist unglaublich berührend.
00:11:14: Aber ein ganz zentraler Punkt und der ist mir heute wichtig, ist der Aspekt des Well-Beings. Also, ist wohlführend.
00:11:21: Denn die Prämisse ist und das ist dort wirklich im schulgesetzlichen Kontext verankert, die Prämisse, nur wer sich gut fühlt, kann auch gut lernen.
00:11:36: Und auch wenn wir, wenn wir darüber nachdenken, sofort bei diesem Satz andocken, je besser ich mich fühle, umso besser kann ich mich auf Dinge konzentrieren.
00:11:46: Bin ich lernbereit, bin ich mutig, mich auf Neues einzulassen, bin ich in der Lage Frust auszuhalten, wenn ein Lernschritt nicht gleich so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe.
00:11:56: Das kennen wir aus unserem täglichen Leben in so vielen Punkten, wer sich gut fühlt, kann auch besser lernen, kann Dinge besser umsetzen, hat mehr Energie, hat mehr Kapazitäten, hat mehr Frustrationstoleranz und und und.
00:12:09: Und das ist auch nichts Neues, es ist keine neue Erkenntnis. Das ist immer wieder durch Studien belegt, das ist Teil der Lernentwicklung, Psychologie.
00:12:20: Das habe ich im Studium schon gelernt, dass sich das eigene Wohlfühlen, die eigene emotionale Verfassung, die Art und Weise, wie doll meine Bedürfnisse aufgefüllt sind und so, dass das einen großen Einplus auf die Lernleistung hat.
00:12:33: Das sind keine neuen Erkenntnisse, ein paar Informationen dazu, wann dann auch in die Shownots, damit man das mal untermauern kann.
00:12:40: Aber in unserem Schulsystem, und das hat mich schon als Studentin immer gewundert, ist dieser so wahnsinnig entscheidende Punkt irgendwie nicht so richtig präsent gewesen.
00:12:51: Und es gibt in unserem Schulsystem, das ist wirklich keine große Überraschung, eine Menge, das den Wohlfühlcharakter schmälert und damit indirekter Folge Lernleistungen beeinflusst und in dem Fall verringert.
00:13:07: Pisa zeigt das ganz eindrucksvoll.
00:13:09: Und unser Problem ist, wann immer wir darüber sprechen wollen oder auch wann immer ich darüber sprechen möchte, dann wird Wohlfühlen und die Wichtigkeit von Wohlfühlen immer irgendwie, ich weiß nicht, ob das ein deutsches Ding ist, immer so negativ konnotiert.
00:13:24: Wohlfühlen, oh bloß keine Anforderungen stellen und den Kindern immer alles recht machen.
00:13:29: Das ist die Idee von Wohlfühlen, das hat sowas sehr passives, also hat eine Vorstellung von so passiven Kindern, die da sitzen, irgendwie erhöht und man räumt ihnen alles aus dem Weg, während sie passiv dabei tersetzen.
00:13:42: Ich weiß nicht, woher dieses Bild von Wohlfühlen kommt, aber das wird mir so oft entgegengetragen, wenn ich darüber spreche, diese Komponente nicht zu vergessen, wenn wir lernen und Lernprozesse gestalten.
00:13:55: Und diese Idee ist ja kompletter Quatsch. Es erhöht übrigens auch nicht das Wohlbefinden, ständig gar keine Anforderungen zu stellen, also jemanden nichts zuzutrauen, indem ich ihm keine Anforderungen stelle, zeige ich ja nebenbei irgendwie auch ein bisschen, dass ich ihm da auch nichts zutraue.
00:14:14: Er hat ja nicht unbedingt was mit Wohlfühlen zu tun, sondern er mit diesem Gefühl, dass man mich nicht für kompetent hält. Das ist also sowieso schon mal überhaupt nicht Sinn eines Bestrebens, dass sich Kinder wohlfühlen und immer alles recht machen, hat auch nichts damit zu tun, das Wohlbefinden zu erhöhen.
00:14:35: Und wenn Kinder möchten sich ausprobieren, die möchten sich unter Beweis stellen, dass es ihr innerstes Wesen wachsen, lernen. Und wenn wir jetzt jede Lern Chance aus dem Weg räumen, ihnen gleichzeitig zeigen, ich räume dir alles aus dem Weg, weil ich dir traue, du seh nicht zu, dass du das hinkriegst, dann würde da auch ein zentrales Bedürfnis nicht berücksichtigt.
00:14:53: Ich zeige euch, wo ich auch in eurem Unterricht Anforderungen zu stellen, Anforderungen, die vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch mal ein kleines bisschen Frust kitzeln, im entwicklungsgerechten und gut passenden Rahmen, das ist der Punkt.
00:15:06: Inke Hummel spricht an dieser Stelle, also die Familienpädagogin, und die spricht an dieser Stelle immer von zugewandtem Zumuten. Es gibt durchaus Dinge, die wir unseren Kindern zutrauen und unseren Schüler*innen zutrauen dürfen und auch müssen, damit sie daran wachsen und lernen können.
00:15:22: Das meine ich also nicht, wenn ich sage, wir müssen an das Wohlfühlen und das Wohlbefinden unserer Kinder*innen, die in Schule lernen oder die eben zu Hause lernen.
00:15:34: Und wenn wir von Belastungsfaktoren sprechen, also von Faktoren, die dieses Wohlfühlen beeinträchtigen, dann rede ich nicht von netten Anforderungen, die aus dem Weg geräumt werden, dann rede ich von täglicher struktureller Ausgrenzung. Unser Bildungssystem ist nicht gerecht.
00:15:51: Punkt. Wir würden gerne Bildungsgerechtigkeit haben und wir sprechen von Durchlässigkeit. Man kann ja theoretisch Schularten hin und her wechseln und wir haben doch so Sachen wie Nachteilsausgleich und und und.
00:16:03: Aber Kinder, die aus Familien mit weniger finanziellen Background kommen, haben nachweislich schlechtere Chancen auf ihrem Bildungsweg.
00:16:15: Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder mit Flucht-Erfahrung haben weniger Chancen in unserem Bildungssystem.
00:16:24: Diese ganze Ausgrenzung findet statt und die ist strukturell verankert in der Art und Weise, wie das System gestaltet ist.
00:16:32: Auch die Ausgrenzung von behinderten Kindern, von Kindern, die neurodivagent sind, findet tagtäglich statt. Das ist ein strukturelles Problem.
00:16:42: Hier geht es nicht darum, dass man den Kindern mal was zutrat, dass die mal kleine Anforderungen bekommen. Oh je, oh je, das ist überhaupt nicht der Punkt.
00:16:48: Ich rede dabei bei diesen Belastungsfaktoren von genau diesen Dingen. Ich rede von Mobbing in den Peer-Grups untereinander, aber auch sehr wohl von erwachsenen Personen gegenüber Kindern.
00:17:01: Ich würde sagen, dass das aus Lehrkraftsicht in Bezug auf Kinder ordentlich besser wird.
00:17:07: Aber wenn wir an unsere eigene Schulzeit zurückdenken, dann sind manche Dinge, die da passiert sind, von Lehrkraftseite gegenüber Kindersite, wirklich mehr als grenzwertig gewesen.
00:17:18: Aber auch unabhängig davon, Mobbing ist ein Thema.
00:17:21: Ständige Lernscharm, Beschälmung ist übrigens einer der Hauptfaktoren für aggressives Verhalten.
00:17:29: Und wenn wir im Gleichschritt vorangehen, wenn wir immer wieder sagen, das muss ich abtesten, ich habe keine Zeit mehr, ich weiß, du hast es noch nicht verstanden, aber ich muss jetzt den Test schreiben,
00:17:38: ja, es ist mir klar, dass dann eine 4 oder eine 5-Stadt runtersteht, aber was soll ich machen?
00:17:41: Es gibt Kinder, die empfinden jahrelang extreme Scham, was ihren Lernweg angeht.
00:17:49: Und es ist strukturell verankert, weil sie keine Zeit haben, sich zu entwickeln.
00:17:54: Die können auch leisten und die können auch gute Leistungen erbringen.
00:17:57: Aber wenn ich ein Kind zu einem Zeitpunkt abteste, in dem es etwas noch nicht verstanden hat, dann ist ja völlig klar, dass dabei eben keiner eins rauskommen wird.
00:18:06: Gebe ich dem Kind Zeit und teste dann, wenn das Kind einen Lernweg wirklich gut verinnerlicht hat, dann sieht die Note auch ganz anders aus.
00:18:14: Das ist also eine strukturelle Sache, die zum Beispiel daran hängt, zu welchem Zeitpunkt ich teste.
00:18:21: Dann ist völlig klar, dass manche Kinder diesen Lernweg einfach noch nicht verinnerlicht haben.
00:18:26: Das ist nicht fair.
00:18:28: Belastungsfaktoren fürs Wohlfühlen sind auch enge Vorgaben.
00:18:31: Also wann darf ich hier essen, wann darf ich trinken, wann darf ich aufs Kuchen?
00:18:34: man darf ich sprechen, man darf ich nicht sprechen, man darf ich mich bewegen, man darf ich mich nicht bewegen.
00:18:39: Wohlfühlen hat auch damit zu tun, dass ich zum Beispiel entgegen meines inneren Biorytmoses
00:18:44: sehr, sehr früh in Schule setzen muss.
00:18:47: Und das, was in dieser ersten Stunde da passiert, an mir völlig vorüber geht, weil ich noch gar nie aufnahmefähig bin.
00:18:52: Es ist auch strukturell verankert in Kanada. Zum Beispiel gibt es eine gewisse Gleichzeit.
00:18:56: Das heißt, die Kinder können in einem gewissen Spielraum zur Schule kommen.
00:19:01: Diese Versuche gibt es ganz, ganz zackhaft momentan auch in Deutschland.
00:19:04: Ich bin sehr gespannt, was dabei rauskommen wird und wie sich das entwickelt.
00:19:09: Ich fühle mich auch weniger wohl an Orten, wo ich wenig mitbestimmen kann, wo meine Stimme wenig zählt
00:19:15: und selbst wenn wir uns sehr bemühen, da Kinder mitzunehmen.
00:19:18: So ist es immer noch eher so, dass sie, obwohl zu mir einen eigenen Lernweg geht,
00:19:22: noch immer nicht so viel Mitspracherecht haben.
00:19:24: Sie haben wenig Mitspracherecht, aber was sie lernen, wann sie lernen, wie sie lernen, wo sie lernen und so weiter.
00:19:30: Gleich Schritt habe ich gerade schon gesagt. Betrifft das Ganze auch. Gleich Schritt sorgt für Ungerechtigkeit.
00:19:37: Dann können wir auf das ganz offensichtliche eingehen. Lernräume.
00:19:43: Wir hatten mal Besuch aus Norwegen hier und sind an diversen Schulen vorbeigefahren, bei diversen Ausflügen.
00:19:53: Und diese Person, nachdem sie mal raus hatte, was so Schulgebäude sind, meinte sie, das ist ja wirklich ein Trauerspiel,
00:20:02: dass man deutsche Schulen, abgesehen von ein paar wenigen Neugebauten und selbst da,
00:20:07: sehr doll daran erkennt, dass es oft der unansehlichste Klotz ist, den so ein bestimmter Ort zu bieten hat.
00:20:15: Das kann man natürlich so pauschal nicht sagen, aber so ein bisschen steckt da schon drin, wenn jemand von außen rein guckt
00:20:20: und nach wenigen Tagen hier in Deutschland das hängen bleibt, dann hat das schon eine gewisse Aussagekraft.
00:20:25: Wenn man da reingeht, dann gibt es Gebäude, die schwer baufällig sind, die in die Jahre gekommen sind.
00:20:31: Und selbst wenn sie nicht in die Jahre kommen, wenn ganz, ganz viele Kinder auf einem Haufen lernen,
00:20:36: dann sieht man das einem Gebäude an. Also da muss einfach mehr auch in so Instandhaltung gesteckt werden.
00:20:43: Ja, wenn irgendwie 1000 Kinder an so einer Schule sind, dann sieht man das nach einer Zeit dieser Schule, egal wie gut Kinder damit umgehen,
00:20:51: einfach an den Wänden, das ist ganz normal. Und wenn da irgendwie wirklich wenig, wenig gemacht wird,
00:20:58: ich kenne so viele Lehrkräfte, die Eigeninitiativen ihre Klasseneltern zusammen getrummelt haben und mal die Klassenzimmer gestrichen haben,
00:21:05: sollte so eigentlich nicht sein. Man denke an Toiletten und all diese Räume, wie das aussehen kann.
00:21:12: Und all das sind fundamentale Dinge, die den Wohlfühlcharakter verringern und damit eben auch direkt Leistung verringern können.
00:21:23: Es gibt Kinder, die sind in der Lage, das bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren, aber auch nur bis zu einem gewissen Grad.
00:21:30: Also es ist immer mehr möglich, wenn man sich wirklich, wirklich gut fühlt.
00:21:33: Und es gibt ja auch ausreichend Kinder, die schon genug mit bestimmten Anforderungen zu tun haben,
00:21:39: und das nicht mehr so gut kompensieren können, dementsprechend noch weniger Leistungsschallten haben an der Stelle.
00:21:46: So, das war jetzt sehr düster. Warum erzähle ich das?
00:21:52: Um sichtbar zu machen, wie tief Belastungsfaktoren in unserem System verankert sind.
00:21:58: Und ich habe gerade nur eine Hand voll auch gemacht. Es gibt viel, viel mehr, wenn man so anfängt, darüber nachzudenken.
00:22:03: Wie tief die also verankert sind und wie stark damit dieses Well-Being als Konzept für Lernen in unseren Schulen noch nicht auf dem Plan ist.
00:22:17: Wie gesagt, wir wissen aber, wie wichtig es für Leistung ist und für Lernen ist.
00:22:22: Und von dort ausgehend ist also jede Lehrkraft unheimlich wirksam und wichtig für ihre Klasse, wenn sie da Schritte geht.
00:22:32: Wenn sie sagt, okay, ich habe jetzt einen relativ kagen Lernraum, es ist nicht mehr das neue Schulgebäude,
00:22:37: aber ich hole jetzt aus diesem Klassenzimmer raus, was irgendwie halbwegs geht,
00:22:42: ohne selbst wahnsinnig viel finanzielle Ressourcen da reinzustecken und und und.
00:22:47: Das hat ein Einplus auf das Wohlbefinden.
00:22:51: Und damit ist das auch am Ende im besten Fall sogar leistungswirksam.
00:22:56: Klassenräume, in denen sich Kinder wohlfühlen, vielleicht erst mal wirklich rein, was so die Einrichtung oder die Gestaltungsraums angeht, hat einen positiven Einfluss.
00:23:05: Und da darf man gerne authentisch sein, es muss gar nicht vollgestellt werden oder 100-fach dekoriert werden, das meine ich nicht.
00:23:11: Man kann auch in einen sehr reduzierten Raum reinkommen und sich wohlfühlen, weil es eine schöne und beruhigende Klarheit gibt.
00:23:17: Es geht einfach darum, sich Gedanken darum zu machen.
00:23:20: In jedem Moment, wo ich Beziehungsarbeit leiste, wo ich sage, ich habe dich jetzt gesehen, ich habe Verständnis für dich.
00:23:28: Wie geht es dir? Was brauchst du?
00:23:31: An jeder Stelle ist das nicht einfach ein reines, das sieht für Instagram schön aus,
00:23:36: oder das ist hier so ein bisschen diese komische Kuschelpädagogik, die Lehrkräfte heutzutage und nichts müssen Kinder mehr.
00:23:41: Nein, das ist viel, viel mehr als das.
00:23:45: Das ist ein Schaffen von Leistungsschancen. Es hat einen direkten Effekt, die Möglichkeiten, wie Kinder in unserer Schule Leistung zeigen können, wie sie ihr Potenzial entfalten können.
00:23:56: Und darum ist mir dieses Thema so wichtig, wann immer ihr all die Schritte tut, die ihr tut, wann immer das der Fall ist, in kleinem wie im Großen.
00:24:07: Ist das nicht nur so nice to have Ding und ist ja irgendwie ganz nett und fühlt sich vielleicht auch ganz nett für einen Selbstan,
00:24:15: sondern es ist ein elementarer Beitrag dafür, dass Kinder Potenzial entfalten können und ihre Leistungen entsprechend ihrer wirklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen können.
00:24:28: Und das finde ich ganz, ganz, ganz wichtig und dieses Thema ist mir darum auch ganz, ganz, ganz wichtig.
00:24:36: Well-being lässt sich auf verschiedene Weisen herstellen.
00:24:41: Wie gesagt, in Kleinschritten durch die tägliche Beziehungsarbeit eine nette Frage durch geöffnete Lernumgebung.
00:24:48: Darüber habe ich in der letzten Folge gesprochen, wie wichtig das ist, dass es solche geöffneten Lernumgebungen gibt, wo an viele Kinder schon im Vorfeld gedacht wird.
00:24:56: Weil dann komme ich in so einem Raum rein und sehe direkt, hier wurde an mich gedacht, hier bin ich willkommen, hier bin ich kein Störfaktor, der irgendwie gerade gebogen werden muss,
00:25:05: sondern hier bin ich angenommen mit dem, was mich ausmacht.
00:25:08: Da hat sich jemand Gedanken darum gemacht, was mir vielleicht helfen könnte.
00:25:12: Ich werde dann mal gefragt, wie soll ich denn 35 Kinder auf einmal im Blick haben?
00:25:16: Das geht nicht, ich habe auch nicht so viele Kinder auf einmal im Blick.
00:25:19: Das ist kein Anspruch, der haltbar ist.
00:25:21: Es geht darum, ein Setting zu schaffen, in dem Kinder grundlegend das Gefühl haben oder Jugendliche grundlegend das Gefühl haben,
00:25:28: ihr habt jemanden Interesse an mir und ihr habt jemand darüber nachgedacht, wie es mir hier gut gehen könnte.
00:25:35: Das kann man zum Beispiel mit Raumgestaltung oder eben mit einer bestimmten Ausstattung, dass da Kopfhörer sind, dass ich verschiedene Arbeitsplätze habe.
00:25:45: All das sind ja Dinge, die von vornherein zeigen.
00:25:48: Mir ist klar, dass ihr unterschiedliches braucht und ich versuche euch da entgegenzukommen.
00:25:53: Das sind wirklich kleine Momente, wie ich merke gerade, ihr braucht eine Pause, lasst uns mal zusammen eine Pause machen.
00:25:59: Das sind die kleinen Beziehungsgespräche im Unterricht.
00:26:03: Das sind Momente, in denen mitgestaltet und mitbestimmt werden kann.
00:26:07: Das sind Momente, die den Wohlfühlcharakter einer Lernumgebung erhöhen oder eines Lernsettings.
00:26:15: In Kanada wird dann auch gezeigt, inwiefern Lernscharm verringert wird.
00:26:20: Wann immer ich zum Beispiel überlege, wo sitzen für Kinder Beschämungsfaktoren in meinem Unterricht?
00:26:28: Wenn man da mal anfängt, ganz, ganz sensibel nachzuschauen, kommt man auf viele, viele Dinge.
00:26:32: Und ich bin da definitiv auch längst nicht am Ende angekommen.
00:26:36: Wahrscheinlich kommt man da auch in diesem Lernweg nie am Ende an.
00:26:38: Es ist ein stetiges "Oh, das hatte ich gar nicht im Blick". Stimmt.
00:26:41: Das könnte ja wirklich unangenehm sein.
00:26:44: Da muss ich mal gucken, wie ich künftig damit umgehe.
00:26:47: Also an welchen Stellen nehme ich zum Beispiel mal die Bühne?
00:26:51: An welchen Stellen nehme ich die weg?
00:26:54: Es gibt Kinder, für die ist es reine Folter, wenn andere ihre Übungsprozesse sehen.
00:27:00: Zum Beispiel bei hochbegabten Kindern.
00:27:03: Die verweigern ja ganz gerne mal Übungsprozesse bei Dingen, wo sie sich nicht so sicher sind,
00:27:07: weil sie sehr daran festhalten.
00:27:09: Ihnen wird oft gesagt, sie sind sehr klug, sie sind sehr schlau.
00:27:12: Und dann tun die alles, damit dieses Bild erhalten bleibt.
00:27:17: Und alles, was dieses Bild zerstören könnte, wird sehr, sehr schnell verweigert.
00:27:21: Aber wenn man zum Beispiel ein Setting schafft,
00:27:25: wo ein Kind sich mit einem Inhalt kurz alleine in Ruhe befassen kann,
00:27:28: kurzzeitig bekommt sich alleine etwas einzuarbeiten.
00:27:31: Und das können diese Kinder oft sehr, sehr gut.
00:27:33: Ohne das 20 Kinderpotenzial dabei zu gucken können,
00:27:37: dass man da vielleicht auch kurz mal ein Fehlerchen macht, ist das schon viel gewonnen.
00:27:41: Also das ist eben ein Faktor, den man ganz gut im Blick haben könnte.
00:27:45: Oder auch der Faktor Ausgrenzung ist ein ganz wichtiger.
00:27:48: Erst wenn es darum geht, dass wir uns irgendwo wohlfühlen,
00:27:51: ist gerade zum Beispiel im Jugendlichen Bereich, also wenn die in dieses Alter kommen,
00:27:55: dass dieser Sense of belonging heißt das, glaube ich, also dieses Zugehörigkeitsgefühl.
00:28:01: Ganz, ganz doll wichtig, in dem Fall vielleicht bei der Peer Group.
00:28:04: Und auch in jüngeren Jahren ist das natürlich ein Ding dazu zu gehören.
00:28:08: Es gibt manchmal wirklich kleine Gesten, die dazu beitragen können,
00:28:13: dass sich ein Kind zugehörig fühlt.
00:28:15: Das eine habe ich eben auch in der letzten Folge, die kann ich ja nochmal,
00:28:18: oder hört es euch erfahren, die letzte Folge, das ist einfach die Folge von dieser Folge.
00:28:22: Dass ich solche Zugehörigkeitsgefühle dadurch erreiche,
00:28:27: dass ich nicht immer Kinder, die an manchen Stellen bestimmte Lernbedürfnisse habe,
00:28:32: immer so unter den Scheinwerfer stelle.
00:28:34: Es gibt manchmal Angebote, die wirklich nur für einzelne Kinder zur Verfügung stehen.
00:28:38: Das hat dann auch einen Grund. Klar, aber wenn ich grundlegend sage,
00:28:42: diese Angebote wie Fidget Toys und Kopfhörer und mehr Zeit und bestimmte Anschauungsmaterialien und so weiter,
00:28:50: wenn ich sage, die stehen einfach erstmal allen Kindern zur Verfügung,
00:28:52: weil irgendwann braucht sie vielleicht jedes Kind malen.
00:28:54: Die einen nehmen dringender, die anderen vielleicht nur punktuell.
00:28:57: Dann schaffe ich ein Zugehörigkeitsgefühl, weil es einfach Angebote sind,
00:29:02: wie für alle da sind. Anstatt es gibt die einen, die kriegen es hin,
00:29:07: und die anderen, die brauchen immer eine bestimmte Sache oder in bestimmten Maße.
00:29:12: Also gerade wenn man jetzt zum Beispiel an neue, divagente Kinder denkt,
00:29:15: wenn das immer die mit der Sonderbehandlung sind, dann findet Ausgrenzung statt.
00:29:20: Und das fördert Mobbingstruktur. Und darüber habe ich ja gesprochen.
00:29:23: Das ist eine Möglichkeit, Ausgrenzung entgegenzuwirken.
00:29:27: Zweit ist natürlich auch ein eigenes Vorbild, aber auch den Respekt vor anderen Kulturen.
00:29:34: Ich habe sicherlich nicht alle Feiertage und besonderen Anlässe anderer Kulturen im Kopf,
00:29:40: aber es gibt zum Beispiel, das würde ich ja auch noch verlinken,
00:29:43: einen interkulturellen Kalender, wo so die wichtigsten Festtage und besondere Ereignisse aus anderen Kulturen notiert sind.
00:29:51: Würde ich verlinken, finde ich total hilfreich. Und wenn jetzt zum Beispiel bei meinen muslimischen Familien
00:29:59: der Fastenmonat ansteht oder am Ende eben dann das Zuckerfest ansteht, dann schreibe ich,
00:30:06: ich schreibe ja immer ein Klassen-Newsletter, dann schreibe ich am Ende zum Beispiel kurz noch in den Newsletter dazu,
00:30:11: dass sich allen muslimischen Familien in unserer Klasse einen schönen,
00:30:15: weiderm heißt es, glaube ich, ein schönes Zuckerfestwünsche.
00:30:19: Ich sage das auch meinen Kindern in der Schule, das sind kurze Momente, die aber auch zeigen,
00:30:23: hey, der Lehrkraft da vorne ist es irgendwie wichtig, die Lehrkraft da vorne hat das im Blick
00:30:28: und spricht darüber oder gratuliert oder sendet schöne Grüße für bestimmte Festtage
00:30:35: oder kulturelle Ereignisse, wichtige Tage, dann schaffe ich auch eine Achtsamkeit in diesen Dingen
00:30:42: und einen Miteinander trotz bestimmter kultureller Unterschiede.
00:30:47: All das sind wirklich manchmal kleine Schritte.
00:30:51: Da müssen wir nicht immer schon bei den großen strukturellen Dingen ansetzen, bis wir da sind.
00:30:55: Aber ich möchte wirklich euch dazu ermutigen, wenn ihr wieder mal von irgendwem hört,
00:31:01: ach, das was du da tust, naja gut, ja sieht man jetzt ja für ihn zu, ach weiß ich nicht
00:31:06: und muss man das und mir hat es ja auch nicht geschadet.
00:31:09: Das möchte ich sowieso mal in Frage stellen, ob es uns früher geschadet hat
00:31:13: oder ob es Menschen geschadet hat auf eine bestimmte Art und Weise behandelt worden zu sein.
00:31:18: Ich glaube Menschen, die das sagen, sind sofort der perfekte Beweis dafür,
00:31:21: dass es sehr wohl einen Einfluss hatte, wie sie behandelt wurden.
00:31:26: Aber wann immer dieser Vorwurf dann kommt oder das klein gemacht wird,
00:31:30: sei dir bitte bewusst, dass du an einem ganz fundamentalen Aspekt von Leistung
00:31:36: und Potenzialentfaltung dran wirst.
00:31:39: Nämlich einfach "ich fühle mich hier gut", also "lärne ich hier auch gut".
00:31:46: Das ist einfach ganz, ganz, ganz wichtig.
00:31:49: Und das wollte ich an dieser Stelle unbedingt mitgeben.
00:31:53: Und an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön für jede Lehrkraft, die hier
00:31:57: einen kleineren oder größeren Schritt geht.
00:31:59: Das Ganze gilt jetzt übrigens auch für das häusliche Lernen.
00:32:03: Also wenn ihr dort das Wohlfühlen auch so ein bisschen als Eltern in den Blick nehmt,
00:32:09: dann habt ihr einen ganz guten Anhaltspunkt, wie ihr die Hausaufgabensituation
00:32:15: etwas leichter gestaltet.
00:32:17: Was ein Kind dazu bringt, dass es sich wohl fühlt.
00:32:20: Das gilt in Schule wie zu Hause.
00:32:22: Das kann ein bisschen unterschiedlich sein, aber so ein paar Grundbedürfnisse haben wir alle.
00:32:25: Die können wir auf jeden Fall, also der Wunsch nach Beziehung miteinander zum Beispiel
00:32:29: oder eben die physiologischen Grundbedürfnisse, also Essen trinken und so weiter.
00:32:35: Die zum Beispiel, wenn die erfüllt sind, dann fühlen wir uns auf jeden Fall besser,
00:32:41: als wenn die nicht erfüllt sind.
00:32:42: Also gucken, hat das Kind getrunken, hat das Kind genug gegessen.
00:32:47: Wo fühlt es sich beim Arbeiten besonders wohl in der Nähe?
00:32:51: Ich nehme mal das jetzt als Beispiel.
00:32:53: Braucht ein Kind die Nähe der Eltern oder irgendeiner sonstigen häuslichen Bezugsperson beim Arbeiten
00:33:00: oder doch eher Rückzug?
00:33:02: Es gibt nicht wenig Kinder, die wirklich gerne die Nähe von Elternteilen
00:33:10: oder eben anderen Bezugspersonen haben und sich so deutlich sicherer fühlen.
00:33:15: Wenn man jetzt auch wieder da in den neurodivergenten Bereich geht zum Beispiel,
00:33:19: ist das sogar ein ganz wichtiger Punkt oder eine ganz wichtige Strategie für Menschen
00:33:25: oder für Kinder mit ADHS in diesem Fall.
00:33:28: Kann es ganz wertvoll sein, wenn in der Nähe eine Bezugsperson ist, die ich fragen könnte,
00:33:34: wenn ich irgendwo Fragen habe, aber die vielleicht auch gerade irgendeine Routine-Tätigkeit nachgeht
00:33:39: und in deren Erledigungsspur ich so ein bisschen mitschwimmen kann.
00:33:43: Also zum Beispiel gibt es manchen Kindern eben genau diese Sicherheit
00:33:47: und dann ist es ein Teil des Wohlfühlbefindens, dass eine Person irgendwie in der Nähe ist.
00:33:52: Versus andere Kinder, die möglichst das alleine für sich machen wollen, wo keiner reinquatschen soll
00:33:57: und die würden sich eher unwohl fühlen, wenn da einer die ganze Zeit um einen rumkreiselt.
00:34:02: Also das sind so einzelne Anhaltspunkte für zu Hause.
00:34:06: Je besser sich euer Kind zu Hause in der Hausaufgaben-Situation fühlt, die ja ohnehin
00:34:11: und das ist das Gemeine, wir sind da ganz oft nicht in einem ausgeglichenen, ja, 0% Level,
00:34:19: einfach "Oh, muss ich eine Hausaufgabe machen?"
00:34:22: "Oh, und wenn das und das noch dazukommen, dann fühle ich mich besonders wohl und mach sie erst recht gerne."
00:34:26: Wir haben ja meist das Problem, dass da schon so ein bisschen ein Minus sind, wenn es um Hausaufgaben geht
00:34:31: und dass dementsprechend schon ein bisschen was aufgefahren werden musste,
00:34:34: manchmal um das Ganze überhaupt auf einen Niveau zu ziehen und sagt "Na gut,
00:34:39: dann widm ich mich der Sache jetzt erst mal."
00:34:42: An dieser Stelle, ich habe in meinem Buch "Hallo, Schulanfang" ein ganz ausführliches Kapitel zur Hausaufgaben
00:34:49: und ein Haar-Ideen, wie man Kinder da ganz gut entgegen kommt
00:34:53: und meine Freundin Caroline hat ja das Buch "Alles ist schwer, bevor es leicht wird"
00:34:58: und gibt da genau zu diesem Thema sehr, sehr viele Hinweise, kann ich an dieser Stelle also nochmal wärmstens empfehlen.
00:35:07: Ja, das war es auch zu diesem Thema.
00:35:10: Wie gesagt, ich werde auf jeden Fall auch ein paar Studien unten verlinken,
00:35:13: oder ein bisschen theoretische Hinweise dazu, damit ihr guten Anhaltspunkt habt, euch da weiter und genauer einzulesen,
00:35:21: wenn ihr das möchtet.
00:35:23: Ansonsten, weitermachen mit Beziehungsarbeit, weitermachen mit freundlichen, warmen und durchdachten Klassenzimmern,
00:35:32: weitermachen mit individuellem Lernen, das Lernscham sehr gut nehmen kann,
00:35:38: weitermachen mit interkultureller Beziehungsarbeit, mit all dem, was Augenhöhe ausmacht, weitermachen.
00:35:45: Das ist ein unglaublich wichtiger Pfeiler, wenn es darum geht,
00:35:50: an Leistungsergebnissen unserer Kinder hier etwas positiv verändern zu wollen.
00:35:57: Abgespeichert.
00:36:01: Kommen wir nochmal zu dem, was ich mir diese Woche abgespeichert habe.
00:36:04: Welche Überraschung?
00:36:05: Ich habe mir natürlich in erster Linie die Dokumentation abgespeichert.
00:36:10: Und ein Bericht, den ich hier unten aufverlinke, wo es eben um das Well-Being geht.
00:36:16: Und um dieses Prinzip, weil ich das einfach nochmal so schön finde und so bestätigen für die Arbeit, die wir tun.
00:36:22: Und das eben nicht einfach nur was nettes nebenbei ist, sondern ganz wichtiger Punkt darum an dieser Stelle.
00:36:32: Nur nochmal der Hinweis darauf.
00:36:34: So, ich hoffe, ihr konntet euch da auch ein paar bestärkende Dinge abholen.
00:36:40: Und ich wünsche euch jetzt, was haben wir?
00:36:42: Mai, schöne sonnige Tage.
00:36:44: Und freue mich auf die nächste Folge.
00:36:46: In diesem Sinne, Herz zählt, eure Saskia.
00:36:50: [Musik]
00:37:05: [Ausschrei]
00:37:07: [Musik]
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