#27 - Lehrkraft sein mit AD(H)S
Shownotes
Eines der meist angefragtesten Themen – Wie ist es, als Lehrkraft AD(H)S zu haben? Geht das überhaupt zusammen?
Darf man diesen Beruf so ausüben? Ist eine Verbeamtung möglich? Was fällt schwer? Was sind Stärken? In dieser Folge beantworte ich häufig gestellte Fragen und gebe einen kleinen Einblick in meine neurodivergente Lehrkraft-Welt.
Kleiner Nachtrag: Ich erwähne, dass der Klassenraum eine wichtige Hilfe für mich ist. Wenn ich als Fachlehrkraft keinen eigenen Raum habe, dann habe ich immer einen Korb, in dem meine wichtigsten Sachen drin sind (in vielfacher Menge) und, soweit möglich, richte ich mir eine kleine Ecke im Klassenzimmer ein mit meinen wichtigsten Utensilien (Sanduhren, Fidget Toys, Blankokärtchen etc.)
Hilfreiche Links: 👉 Zur Problematik von ADHS und Versicherungsabschlüssen: https://www.kanzleipfeffer.de/post/adhs-und-versicherungen/
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Transkript anzeigen
00:00:00: ADHS und Lehrkraftzahlen.
00:00:02: Dazu bekomme ich unglaublich viele Fragen und ich dachte mir anhand dieser Fragen
00:00:06: tingeln wir uns heute so ein bisschen durch diese Folge.
00:00:09: Ich setze mich ja sehr dafür ein, dass man neurodivagente Formen nicht mehr so
00:00:15: einseitig defizitorientiert betrachtet, sondern auch erkennt, welch unheimliches
00:00:19: Potenzial in neurodivagents stecken kann.
00:00:23: Ich habe einen Wochenplan, wo alles drin steht.
00:00:25: Meine Unterrichtsplanung, meine privaten Termine, alles da drin.
00:00:30: Hallo liebe Herzen und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Herzschlagschule.
00:00:35: Dem Podcast rund um alle Themen, die die Schulwelt aktuell bewegen.
00:00:39: Ich bin das für nichts.
00:00:41: Ich bin aktive Grundschullehrkraft.
00:00:44: Das werde ich so so oft gefragt.
00:00:46: Ja, ich bin auf Instagram relativ stark aktiv.
00:00:49: Ja, ich schreibe Bücher.
00:00:50: Ja, ich habe ein Podcast.
00:00:52: Aber mein Hauptberuf ist und bleibt in Schule.
00:00:55: Ich bin von Herzen gerne Lehrkraft.
00:00:57: Und das auch wirklich noch richtig echt im Dienst.
00:01:01: Ich habe außerdem drei Kinder, zwei davon sind schon in Schule.
00:01:04: Auch die Elternseite kenne ich also ganz gut, würde ich sagen.
00:01:07: Und kann daher das Thema Schule aus sehr vielen verschiedenen Perspektiven echt kompetent beleuchten, würde ich sagen.
00:01:14: Und heute wollen wir uns ein Thema widmen, das, glaube ich, mitunter seit vielen Monaten am häufigsten angefragt ist.
00:01:22: Nämlich das Thema ADHS und Lehrkraftsein.
00:01:26: Dazu bekomme ich unglaublich viele Fragen.
00:01:28: Und ich dachte mir anhand dieser Fragen tschingeln wir uns heute so ein bisschen durch diese Folge.
00:01:33: Ich versuche sie zu beantworten.
00:01:35: So gut ich das kann.
00:01:37: Letztendlich ist es sicherlich am Ende an einigen Stellen auch so ein bisschen individueller Charakter, wie manche Dinge gelöst werden können.
00:01:44: Aber vielleicht ist ja der ein oder andere Impuls dabei.
00:01:47: Doch bevor wir damit jetzt starten, geht es erstmal zur Kategorie "Der Blick durch Schlüssel auch".
00:01:55: "Der Blick durch Schlüssel noch".
00:01:59: Ich sitze passenderweise auch gerade in meinem Klassenzimmer.
00:02:03: Es ist mein langer Tag.
00:02:05: Ich bin immer einen Tag in der Woche lang da.
00:02:08: Und es ist gleichzeitig so die erste Anregung, sich gut zu überlegen, wie man selbst eigentlich besonders effektiv arbeitet.
00:02:18: Und mir fällt es schwerer, jeden Tag immer so ein bisschen was zu machen.
00:02:23: Ich kann den Hyperfokus, der ja manchmal nicht so ganz einfach ist und auch ein bisschen anstrengend ist, wenn man ADHS hat,
00:02:32: an dieser Stelle total gut nutzen, weil ich schaffe unglaublich viel und entlaste mich den ganzen Rest der Woche sehr,
00:02:39: wenn ich an einem Tag wirklich hintereinander weg ganz viel schaffe.
00:02:44: Und das ist dann eben auch mit meinem Mann so geregelt.
00:02:48: Es ist seit vielen Jahren schon sein Nachmittag, den er auch sehr schätzt und dann mit den Kindern gestaltet.
00:02:55: Und ich bin einfach dann den ganzen Tag in Schule und gehe, wenn so, der Großteil auch diese ganzen Kleckeraufgaben einfach so erledigt sind.
00:03:05: Heißt trotzdem, dass ich an ein, zwei Tagen mal was machen muss, auch unter der Woche ist ja klar,
00:03:10: es kommen ja auch einfach gute Sachen rein, aber die fallen mir viel, viel leichter, wenn die nicht auf so ein Riesenstabel rauch kommen.
00:03:16: Und ich kann einfach besser arbeiten, wenn ich das so in einem Stück ganz fokussiert wegrattern kann.
00:03:23: Also sich selbst und den eigenen Lern- und Arbeitstyp gut zu kennen hilft wahnsinnig gut.
00:03:29: Und an der Stelle kann man den Hyperfokus vielleicht sogar als stärker nutzen.
00:03:33: Und genau in dieser Situation sitze ich jetzt hier in meinem Klassenzimmer.
00:03:37: Ich habe schon eine kurze Aufräumrunde hinter mir, ein bisschen Bewegung neben meinen ganzen To-dos, die heute so anstehen.
00:03:44: Und möchte einen kleinen Impuls mit euch teilen.
00:03:49: Ganz aktuell, ich war gestern an der Uni.
00:03:53: Ich sage immer wieder, dass das doch ein Feld wäre, das mich reizen würde.
00:03:57: Und nein, ich habe noch nicht angefangen, dort als Dozentin zu arbeiten.
00:04:00: Ich habe an so einem kleinen Projekt im Rahmen von der Dissertation und der Masterarbeit teilgenommen.
00:04:06: Eine ehemalige Praktikantin hatte mich gefragt, ob ich sie bei der Erarbeitung ihrer Masterarbeit unterstützen würde.
00:04:12: So müsste ein Expert*innengespräch geführt werden zum Thema Adaptivität im Unterricht, genauer im Sachunterricht.
00:04:20: Und das wird dokumentiert und ausgewertet und moderiert und ob ich da nicht dabei sein wollen würde.
00:04:28: Und ich kriege ganz viele Anfragen von ganz vielen Student*innen oder angehenden Lehrkräften,
00:04:34: ob ich ihre Abschlussarbeiten unterstützen könnte mit Interviews und Co.
00:04:37: Und aufgrund der Masse kann ich das natürlich nicht immer schaffen.
00:04:40: Aber da das natürlich eine ehemalige Praktikantin hier war, habe ich versucht, das möglich zu machen.
00:04:44: Und bin ganz froh, dass ich es gemacht habe.
00:04:46: Denn wir saßen in einem interdisziplinären Team und haben so ganz klitze, kleine kurze Unterrichtsequenzen gemeinsam betrachtet.
00:04:54: Das war nur so ein Skript. Also nur quasi aufgeschrieben, der Dialog der Zwischenlehrkraft und Kind*innen stattgefunden hat.
00:05:00: Und wir sollten eben sagen, was lesen wir daraus, was erkennen wir daraus.
00:05:04: Auch im Hinblick auf Adaptivität, Adaptivität nur kurz als Einschub, bedeutet mal ganz grob gesagt,
00:05:11: inwiefern ist der Unterricht oder dieses Unterrichtsgeschehen wirklich vom Kind ausgehend gedacht, geplant und umgesetzt.
00:05:19: Also wie nah ist das an den Bedürfnissen, Lernbedingungen, an den Voraussetzungen, an dem Interesse der Kinder und so weiter ausgerichtet.
00:05:28: Ich fand es unglaublich beeindruckend.
00:05:30: Das war wirklich jeweils so eine Dienervierseite.
00:05:32: Also wir haben zwei klitze, kleine Sequenzen, einer Stunde sehen dürfen, als Skript.
00:05:37: Und es war wirklich nur eine Dienervierseite.
00:05:39: Und was anhand dieser kurzen Interaktion, die man dort nachlesen konnte, aus der Stunde herauszufiltern war,
00:05:46: aus der Haltung der Lehrkraft, aus der Unterrichtsplanung, das war wirklich mehr als erstaunlich.
00:05:52: Ich habe wirklich mitgenommen, aus diesem Gespräch habe ich wirklich so sehr, sehr viel noch hinterher bewegt.
00:05:58: Und da ging es am Ende auch um so Dinge, wie wir unseren Unterricht eben adaptiver gestalten können.
00:06:04: Ein Impuls gerade im Sachunterricht ist natürlich nah an den tatsächlichen Fragen der Kinder zu arbeiten.
00:06:09: Und ich würde sagen, dass ich das schon relativ gut im Blick habe.
00:06:14: Und trotzdem, wir haben gerade eine Einheit zum Thema Schnecken, ist es mir an der Stelle passiert,
00:06:21: so wie wir das ja einfach oft machen, dass ich was vorbereitet habe, mit so Stationen, zu bestimmten Fragestellungen.
00:06:27: Also wie bewegt sich eine Schnecke vorwärts und so weiter und so fort.
00:06:30: Und dann gab es immer so kleine Versuche.
00:06:32: Und natürlich habe ich diese Versuche mir überlegt.
00:06:35: Und auch die dahinter stehenden Fragestellungen und mir eher überlegt, wie kitzelig diese Fragestellung aus den Kindern raus.
00:06:41: Und nach dieser Situation gestern habe ich das einmal mal alles beiseitegeschoben.
00:06:44: Ich bin heute morgen in den Unterricht.
00:06:46: Und wir haben eben Schnecken gesammelt, die einen Tag bei uns im Klassenzimmer gewohnt haben.
00:06:51: Wir haben sie heute direkt wieder ausgewildert natürlich.
00:06:54: Und ich habe die Kinder gefragt, was würdet ihr denn gerne über Schnecken wissen wollen.
00:06:59: Und wir hatten etwas größere, etwas kleinere und sie wollten wissen, welche Schnecken schneller sind,
00:07:05: was von dem mitgebrachten Obst und Gemüse den Schnecken wirklich schmeckt.
00:07:10: Und was sie davon auch gut vertragen.
00:07:13: Sie wollten wissen, wie sich eine Schnecke anfühlt, wenn man sie sich auf die Hand setzt.
00:07:18: Sie wollten wissen, was Schnecken alles können, insbesondere ob Schnecken eigentlich hüpfen können.
00:07:26: Das waren so tolle Fragen, die haben wir aufgeschrieben.
00:07:29: Und dann habe ich relativ frei, nur unter Umgangsregeln mit den Schnecken, die Kinder diesen Fragen nachgehen lassen.
00:07:38: Und es war so toll, wie die Kinder behutsam überlegt haben, mit den Schnecken diese Sachen herauszufinden.
00:07:45: Sie haben verschiedene Essenssachen hingelegt und geschaut, wo die Schnecke hinkriegt.
00:07:49: Sie haben eine große und eine kleine Schnecke auf dem Tisch gegeneinander kriechen lassen.
00:07:54: Manche haben eben wirklich einfach nur die Schnecke auf die Hand genommen und beschrieben,
00:07:59: wie sich das anfühlt und das hinterher noch aufgeschrieben.
00:08:01: Und letztendlich war das alles ziemlich nah dran an den Fragen, die auch ich mir vorher überlegt habe.
00:08:07: Aber sie kamen von den Kindern, die Kinder waren emotional komplett im Thema drin.
00:08:12: Die hatten so viel Freude daran, die haben sich selbst überlegt, wie sie da drauf kommen.
00:08:16: Und natürlich weiß man, dass man im Sachunterricht so arbeitet und dass es viel von den Kindern kommt.
00:08:22: Und natürlich auch immer die Frage da steht, ja, wie kommen wir denn dahin, was könnten wir denn machen?
00:08:27: Aber ganz oft haben wir es ja dann doch irgendwie in Petto oder bereiten es etwas genauer schon vor.
00:08:32: Haben Stationen, Versuchsmaterial usw.
00:08:35: Und heute habe ich das wirklich die Kinder machen lassen.
00:08:38: Auch wenn man das irgendwie einmal so gelernt hat, war es ein guter Reminder,
00:08:43: dass wir viel, viel mehr an diesen Fragen arbeiten können.
00:08:46: Und im laufenden Geschäft passiert es auch jemandem wie mir, die vielleicht schon relativ weit ist darin,
00:08:51: Kinder sehr viel Verantwortung in die Hand zu geben, dass man doch ein bisschen mehr vorplanen und vorstrukturiert,
00:08:57: als es so sein müsste.
00:08:59: Ich denke an manchen Stellen ist es dann schon noch wichtig, dass man seinen Plan so hat.
00:09:01: Aber ich habe quasi nach diesem Gespräch alles zur Seite gewischt und heute die Kinder machen lassen.
00:09:07: Und es war ganz, ganz toll.
00:09:10: Vielleicht ist das ja ein kleiner Reminder an dieser Stelle.
00:09:13: Jetzt zum Thema, zu dem es ja schon einen Impuls gab, ADHS haben und gleichzeitig Lehrkraft sein
00:09:20: oder Lehrkraft werden in Klammern wollen.
00:09:24: Und ein Impuls war eben sich gut zu überlegen, wo und wie man die Arbeitszeit außerhalb des Unterrichtes organisiert,
00:09:32: wie es am leichtesten fällt, so seine To-dos dazu schaffen.
00:09:37: Jetzt würde ich mich weiter an den Fragen, die mir zu diesem Thema so gestellt wurden,
00:09:42: langkangeln und die dann beantworten.
00:09:46: Wissen die Schuleltern, dass du ADHS hast?
00:09:51: Ja, das wissen die jetzt nicht unbedingt immer nur, weil ich das überall dazuschreibe oder dazusage,
00:09:59: sondern natürlich vor allen Dingen auch durch Instagram oder sonstige Medien, wo ich das ja einfach sehr offen kommuniziere,
00:10:05: weil ich wichtig finde, das zu endstigmatisieren.
00:10:08: Und ich sage das wirklich in vielen öffentlichen Situationen, ganz nunkschallung,
00:10:12: weil ich finde, dass das eine Sichtbarkeitschaft, dass dann ein weiteres Gesicht mit ADHS dazukommt
00:10:20: und man sehen kann, aha, ADHS kann auch weiblich sein, ADHS kann bedeuten, dass man ein Beruf wie Lehrkraft ergreift,
00:10:29: ADHS kann bedeuten, dass man sein Gerechtigkeitssinn irgendwann für genau solche Zwecke einsetzen kann,
00:10:36: vor vielen Menschen zu sprechen, auch wenn es mir ehrlich gesagt nicht immer leicht fällt.
00:10:39: Ich glaube, das macht Mut an manchen Stellen und ist einfach wichtig, um dieses Thema sichtbar zu machen.
00:10:45: Und dadurch ist das einfach in der Schule, in der sehr viele Eltern wissen, was ich mache und was ich tue,
00:10:50: nebst meinem Unterricht.
00:10:52: Eigentlich klar, es gibt auch manchmal Elterngespräche, wo ich es ganz explizit mal dazusage,
00:10:57: wo ich meine Perspektive reinbringe, wenn es zum Beispiel Eltern betrifft, die auch nur die waggente Kinder haben oder ein Kind mit ADHS,
00:11:03: dann bringe ich das an.
00:11:05: Meine Kinder, also meine Klassenkinder, wissen es entweder durch die Eltern auch so weit und wissen einfach viel mehr,
00:11:15: da geht es gar nicht so sehr darum, dass sie das jetzt so im Exkiziden von mir hören,
00:11:19: sondern die wissen einfach, dass es manche Dinge gibt, in denen es freut mich sehr richtig, richtig gut
00:11:24: und es gibt manche Dinge, die freut mich sehr schwerer fallen an bestimmte Sachen zu denken, zum Beispiel.
00:11:29: Das finde ich auch in meiner Vorbildwirkung ganz wichtig, das zu zeigen, dass es diese und diese Bereiche gibt.
00:11:36: Hast du von Eltern schon mal negative Reaktionen mitbekommen?
00:11:40: Nein, nicht persönlich bisher.
00:11:42: Ich habe eher den Eindruck, dass gerade für die Eltern, die eben selbst eine waggente Kinder haben,
00:11:47: ein gutes Gefühl ist, zu wissen, dass da jemand ist, der es genau versteht.
00:11:51: Und ich glaube, es spielt tatsächlich gar nicht so eine große Rolle.
00:11:54: Ich glaube, ich mache meinen Job relativ gut, so wie viele andere Lehrkräfte auch.
00:11:57: Die Eltern sind ganz happy, wie wir hier so zusammenarbeiten.
00:12:01: Darum spielt das nicht so eine Rolle.
00:12:03: Ich weiß natürlich nicht, wie es jetzt wäre, wenn da massive Unzufriedenheiten wären,
00:12:08: ob dann nicht so ein Wissen eventuell, ich sage mal, negativ genutzt wird.
00:12:15: Also ja, kein Wunder, dass das und das so ist. Die hat ja auch ADHS.
00:12:19: Weiß ich nicht? Ich gehe ja sowieso, egal ob es jetzt in Kinder geht oder auch um die Eltern in Schule,
00:12:25: davon aus, dass mir da freundliche, mir gut gesinnte Menschen gegenüber sitzen.
00:12:31: Und mit der Haltung gehe ich grundsätzlich immer daran.
00:12:34: Es wird vielleicht immer ein, zwei Menschen geben, die diese Haltung nicht haben
00:12:38: oder wo es in der Zusammenarbeit manchmal häuptlich wird.
00:12:41: Bei mir wirklich wirklich selten kann ich fast gar nichts irgendwie sagen.
00:12:46: Ne, kann ich auch gerade überhaupt gar nichts sagen, um es mal genau einzugrenzen.
00:12:51: Nein, ist mir bisher so einfach tatsächlich noch nicht passiert. Punkt.
00:12:56: Warst du schon verbeamtet, als du deine Diagnose erhalten hast
00:13:01: und weißt du etwas darüber, wie das mit Verbeamtung und ADHS so abläuft?
00:13:07: Das werde ich ganz, ganz oft gefragt und ich kann das nicht letztendlich beantworten,
00:13:12: weil es dazu wenig, wenig konkrete rechtliche Aussagen gibt.
00:13:16: Also ich selbst war bereits auf Lebenszeit verbeamtet, als meine Diagnose stand.
00:13:20: Deswegen war ich von dieser Problematik nicht betroffen.
00:13:23: Das hat bei mir einfach gar keine Rolle gespielt und hat auch keine Auswirkungen gehabt an irgendeiner Stelle.
00:13:28: Meine Kolleginnen wissen das auch.
00:13:31: Um das an der Stelle mal zu beantworten, das war jetzt keine einzelne Frage.
00:13:34: Soweit, wie ich das jetzt herausfinden konnte, gibt es nicht grundsätzlich das Ausschlusskriterium.
00:13:41: Wenn du ADHS hast, dann wirst du nicht verbeamtet.
00:13:44: Wir haben auch Menschen geschrieben, die mit bereits bestehender ADHS Diagnose verbeamtet wurden als Lehrkraft.
00:13:51: Das ist eher im Kontext der Polizei, wohl an ein, zwei Stellen problematisch.
00:13:57: Der einzige Fall, den ich so wirklich, wirklich gefunden habe dazu.
00:14:00: Im Lehrkraftbereich ist es jetzt nicht ein absolutes K.O.-Kriterium,
00:14:05: aber ich kann durchaus verstehen, weil die Rechtslage so vage ist,
00:14:09: dass man dieses Risiko nicht unbedingt eingehen möchte.
00:14:13: Vielleicht gibt es die Möglichkeit, mit einem Personalrat zu sprechen oder der Personalräte,
00:14:20: oder vielleicht auch je nach Verhältnis und Beziehung mit der Schulleitung.
00:14:26: Ich glaube, das wären jetzt so die ersten Ansprechpartner*innen in dem Kontext.
00:14:32: Was auf jeden Fall schwierig ist, ist, dass man in bestimmte Versicherungen nicht mehr so einfach reinkommt.
00:14:43: Also wenn diese ADHS Diagnose schon lange besteht, kann es schwieriger werden.
00:14:49: Ich glaube, bei Dienstunfähigkeitsversicherungen ist das eine Schwierigkeit.
00:14:54: Es ist, glaube ich, auch schwieriger, sich privat versichern zu lassen.
00:14:58: Also da in dem Bereich kann man auf jeden Fall nochmal nachlesen.
00:15:02: Also es gibt bestimmte Versicherungsformen, gerade eben im privaten Versicherungsbereich,
00:15:07: wo es nicht mehr so einfach ist.
00:15:09: Das kann ja im Beamtenkontext durchaus eine Rolle spielen.
00:15:11: Da wäre es wichtig, sich da nochmal zu informieren.
00:15:13: Das sind aber ein, zwei Clicks.
00:15:15: Ich weiß, ich hatte das schon mal alles nachgeguckt.
00:15:17: Ich gucke nochmal, ob ich da irgendwie ein, zwei gute Quellen finde und packe die in die Show Notes.
00:15:22: Ich glaube, das ist ganz gut.
00:15:24: Was man so letztendlich machen kann, es fällt mir schwer dazu zu sagen, hey, ist kein Problem.
00:15:28: Natürlich kannst du das machen.
00:15:30: Es spricht nicht offiziell rechtlich was dagegen.
00:15:32: Dann verlässt man sich auf meine Aussage und guckt am Ende in die Röhre.
00:15:36: Deswegen würde ich an dieser Stelle nicht machen.
00:15:38: Ich würde wirklich gucken, was ich in so Stellen, wo ich mir da Unterstützung einholen kann.
00:15:44: Und im Ernstfall, also ich weiß, dass einige wirklich sagen,
00:15:48: nee, die ein, zwei Jahre kriege ich jetzt noch hin.
00:15:50: Vielleicht kann man sich irgendwo so Unterstützung suchen.
00:15:53: Es gibt ja mittlerweile wahnsinnig viel Material, wahnsinnig viel Literatur,
00:15:58: wahnsinnig viele Instagram-Profile oder auch bei TikTok-Profile,
00:16:03: die wirklich alltags eine schnelle Unterstützungsideen und Impulse liefern,
00:16:09: um mit ADHS umzugehen.
00:16:11: Und vielleicht, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte,
00:16:15: kann man sich damit jetzt noch sehen.
00:16:17: Ein, zwei Jahre, die es manchmal so bei einigen dann eben noch sind,
00:16:19: über Wasser halten und findet so eine erste Unterstützung
00:16:23: und geht es dann halt nach der Verwaltung auf Lebenszeit an.
00:16:27: Aber vielleicht ist die Rechtslage auch in Einzelbundesländern nochmal deutlicher,
00:16:31: als sie das hier jetzt in Niedersachsen der Fall ist.
00:16:33: Oder man erfährt eben ganz wertvolles aus dem Gespräch mit Personalräten, etc.
00:16:39: Was sind deine größten Herausforderungen als Lehrkraft mit ADHS?
00:16:46: Ich glaube, das war die Frage, die am allermeisten gestellt wurde.
00:16:51: Und zuerst mal Chassen.
00:16:54: Ich trinke sehr gerne Kaffee.
00:16:56: Ich trinke gar nicht so viel Kaffee, wie man immer meinen könnte,
00:16:59: weil so meine Stories und Koffer folgt.
00:17:01: Ich trinke nur einfach sehr gerne.
00:17:03: Also ich zelebriere diese ein, zwei Tassen am Tag wirklich.
00:17:06: Ganz, ganz besonders.
00:17:08: Ja, aber dann hier mal schnell eine Tasse Tee,
00:17:10: da meine Wasserflasche hochgeholt.
00:17:12: Und ich habe wirklich ein Sammelsorium an diesen Dingen.
00:17:15: Es fällt mir schwer, die regelmäßig nach unten zu bringen.
00:17:19: Da bin ich irgendwie auf teenagerstufe hängen geblieben.
00:17:22: Mittlerweile, dadurch, dass ich diesen langen Mittwoch habe
00:17:25: und ein Ritual geworden ist,
00:17:27: um zwischendurch eben so kleine Bewegungseinheiten zu haben,
00:17:30: diese Sammlung nach unten zu bringen,
00:17:32: ist es deutlich besser geworden.
00:17:34: Aber so über eine Woche sammelt sich da dann schon was anderes.
00:17:36: Es fällt mir total schwer, wegen so einer Tasse nach unten zu laufen,
00:17:39: oder die wieder weg zu räumen.
00:17:40: Also das sammelt sich schon an.
00:17:42: Das ist was, was mir nicht so leicht fällt.
00:17:44: Tatsächlich kann ich erstaunlicherweise
00:17:48: mit der Reizloot relativ gut umgehen in Klasse.
00:17:53: Ich weiß nicht, ob es daran liegt,
00:17:55: weil ich diejenige bin, die da schon die Aufgabe hat,
00:18:00: da kindergut in so, ja, in eine gute Lernspur zu bringen.
00:18:05: Ich weiß nicht, ob es diese aktive Part daran ist.
00:18:09: Ich kann nicht so gut mit so ganz scharfen, punktuellen Geräuschen
00:18:13: und so umgehen, aber mit so gemurmel und so allgemein gekruschelt und gewuschelt,
00:18:17: kann ich relativ gut umgehen.
00:18:19: Das stört mich tatsächlich gar nicht so sehr.
00:18:22: Aber so einzelne, weiß ich nicht,
00:18:24: so eine Tasse fällt auf dem Boden,
00:18:26: um mal so ein scharfes Geräusch zu nennen.
00:18:28: Oder überhaupt Dinge fallen auf dem Boden.
00:18:30: Das sind also Geräusche,
00:18:31: und gerade akustisch reizt sich nicht so gut aushalte.
00:18:35: Aber so dieses Grundgemurmel, gekruschelt und gewuschelt
00:18:37: und dieses chaotische, was manchmal in Schule ist,
00:18:40: das ist für mich nicht so ein großes Thema.
00:18:44: Also ich kann mich da gut regulieren.
00:18:46: Ich merke aber, nach besonders wuseligen Schultagen,
00:18:50: dass ich danach schon einen Moment Ruhe brauche.
00:18:54: Den habe ich in meinem Alltag nicht allzu sehr,
00:18:56: weil ich sehr zeitnah immer das jüngste Kind schon abholen muss.
00:18:59: Ich habe dann Neus-Känseling-Kopfhörer in der Bahn auf,
00:19:02: habe einfach so große Kopfhörer, die habe ich dann auf,
00:19:07: und die haben Neus-Känseling-Funktion.
00:19:09: Und dann habe ich auf jeden Fall 20 Minuten Ruhe,
00:19:12: oder so halbwegs Ruhe.
00:19:14: Ich kann aus dem Fenster gucken, bis dann die Bahn bei mir zu Hause ist.
00:19:18: Und das ist dann so eine ganz gute Strategie.
00:19:20: Was mir auch nicht so ganz leicht fällt,
00:19:22: das hat ein bisschen mit diesen Tassen und Flaschen und so zu tun,
00:19:25: ist auch Sachen, wie da in irgendwelche Kunstlager oder so zurückbringen.
00:19:29: Also wenn ich mir für mein Klassenzimmer irgendwie Material hole,
00:19:33: weil wir irgendwas geplant haben oder etwas machen wollen.
00:19:35: Dann das Hohlen geht noch, aber das Wegbringen wieder.
00:19:38: Ich habe mir da angewöhnt, wirklich am Ende der Stunde Zeit einzupan
00:19:42: und dann den Dienstkindern ein Tag sozusagen,
00:19:46: das ein bisschen mitzugeben,
00:19:48: dass die da eine gewisse Selbstständigkeit kriegen
00:19:50: und mich an diesem Punkt einfach unterstützen.
00:19:52: Das geht natürlich nicht immer, es gibt manchmal so eins für Sachen,
00:19:54: die muss wirklich ich wieder wegbringen.
00:19:56: Und das kann schon sein, dass es mal ein Momentchen länger dasteht.
00:19:58: Je nach Ressourcen bei mir, das fällt mir nicht so leicht
00:20:02: und das auch nicht immer einfach ist, ist so das ganze Schriftwesen.
00:20:07: Also immer ins Klassenbuch eintragen, an alle Bögen so denken,
00:20:13: sich bestimmte Dinge gut aufschreiben.
00:20:16: Das fällt manchmal ein bisschen runter auch da,
00:20:19: einfach weil ich weiß, dass das so ein bisschen mein Nachhillsferse ist.
00:20:23: Habe ich gute Strategien entwickelt mittlerweile, würde ich sagen.
00:20:26: Aber in so wirklich wuseligen Phasen, wenn mein Kopf doch sehr, sehr voll ist,
00:20:31: dann ist das so das erste, was anfängt zu schwimmen,
00:20:34: wenn ich in so einen Moment bin.
00:20:36: Und ich merke, also was auch so mein Schriftwesen angeht,
00:20:40: ich habe ganz oft mal den Versuch gemacht, das zu digitalisieren.
00:20:43: Ein, zwei Dinge sind digital, das zum Beispiel Kommunikation sehr digital läuft,
00:20:47: mittlerweile einfach über schnelle Mails und unser Schulportal und so.
00:20:51: Das ist super, das unterstützt mich total,
00:20:53: als wenn ich jetzt immer noch mit 20 kleinen Notizhettelchen,
00:20:55: so wie früher, überall eintragen müsste.
00:20:57: Mache ich auch manchmal, aber da schreibe ich dann eher so ganz nette Nachrichten an die Eltern,
00:21:01: so kleine, schöne Rückmeldungen zum Tag oder so, das ist dann was Besonderes.
00:21:05: Aber so dieser ganze Kommunikationsverkehr,
00:21:08: dass der digitalisiert ist, ist super, so eine tolle Unterstützung für mich.
00:21:11: Wirklich so Listen und all diese Dinge zu digitalisieren,
00:21:14: ich docke mit meinem Gehirn nicht so sehr in diesem digitalen an.
00:21:17: In meinen Unterrichtsangeboten, ja, da ist ganz viel digitaler Unterricht auch mit drin.
00:21:22: Da nutze ich das ganz gern, aber für meine Orga, ich brauche die Orga echt schriftlich.
00:21:26: Ich muss meine Unterrichtsplanung, mache ich größtenteils schriftlich.
00:21:30: Meine Listen führe ich größtenteils schriftlich,
00:21:33: Gesprächsprotokolle, schriftlich, also handschriftlich,
00:21:36: führe ich eben analog handschriftlich aus in meine Gesprächsprotokolle, genau.
00:21:40: Weil in dem Moment, wo ich das mit der Hand schreibe,
00:21:43: das ist halt eine von der Hand in den Verstand,
00:21:46: das ist bei mir tatsächlich wirklich so ein bisschen so.
00:21:49: Digitale Sachen, die tippe ich irgendwo ein
00:21:52: und so ein Notizzettel, der irgendwo an einem ritualisierten Ort klebt
00:21:58: oder an der Stelle in meinem Wochenplan klebt, wo ich weiß,
00:22:01: da sind immer die Sachen drauf, die ich für bestimmte Unterrichtsstunden noch
00:22:06: hochholen muss, vorbereiten muss, etc.
00:22:08: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich den wahrnehme und in den Blick nehme,
00:22:11: ist deutlich höher als so ein digitaler Notizzettel.
00:22:14: Und es ist wohl tatsächlich ein Ding, dass bei ADHS
00:22:17: so digitales viel schneller so aus dem Gedächtnis und aus dem Sichtfeld kommt
00:22:22: und es ist schwerer ist, das dann da im Blick zu halten.
00:22:25: Aber das ist, glaube ich, am Ende auch ein kleines bisschen,
00:22:28: unabhängig von ADHS, eine Typ-Sache.
00:22:31: Mir hilft in diesem Schriftwesen, was eben wirklich nicht meine beste Disziplin ist,
00:22:36: doch das Analoge arbeiten ein bisschen mehr.
00:22:40: Auch nicht immer leicht sind so diese kleinen Dinger,
00:22:43: an die man so zwischendurch denken muss,
00:22:45: diese Klassengeschäfte, wie es so schön heißt.
00:22:47: Also irgendwelche Zettelchen einsammeln, Zettelchen austeilen.
00:22:51: Deswegen habe ich bestimmte ritualisierte Phasen in meinem Unterricht,
00:22:55: in denen ich weiß, da kann ich das jetzt machen.
00:22:57: Wir haben immer ein ganz festes Morgenritualsprogramm.
00:23:01: Ich komme rein, ich mache eine Entspannungsmusik an
00:23:04: und wir haben dann erstmal einen offenen Anfang.
00:23:06: Und in diesem offenen Anfang trage ich Sachen ins Klassenbuch ein,
00:23:11: gehe rum und gebe nochmal einen Zettel irgendwo ab
00:23:14: oder hole sie mir oder spreche Kinder an, von denen mir noch irgendwas fehlt.
00:23:18: Mach also diesen Kram an der Stelle.
00:23:21: Und wir fangen dann auch an, wenn ich damit durch bin.
00:23:23: Ich sage dann nicht auch jetzt,
00:23:24: aber bitte nachher so sofort loslegen.
00:23:26: Auch wenn ich weiß, ich habe nur diese eine Stunde, ich nutze das wirklich.
00:23:29: Und wenn ich mal zwei, drei Minuten später anfange,
00:23:31: dann fange ich zwei, drei Minuten später an, das muss abgehakt sein.
00:23:34: Und dann gibt es eben unser Morgenritualsprogramm.
00:23:36: und es gibt einen Aspekt darin, wo es darum geht, den Tag zu besprechen und was anliegt.
00:23:42: Und das hilft mir auch nochmal, das im Blick zu behalten. Dann haben wir im Abschied auch noch was,
00:23:49: da heißt es immer in unserem Abschiedsrottoral, was liegt morgen an. Da kann ich dann auch nochmal
00:23:54: gucken, war doch mal morgen und was wichtig ist, muss ich noch an was erinnern. Ich vergesse trotzdem
00:23:58: ab und zu an meine Kleinigkeit, aber so fällt es mir auf jeden Fall deutlich leichter. Ich habe
00:24:04: das eben immer schon so ein bisschen einfließen lassen, was ich dann tue, um mich in genau diesen
00:24:08: ja vielleicht nicht so starken Feldern zu unterstützen. Und das war aber auch eine eigene
00:24:13: Frage, also was unterstützte ich dabei als Lehrkraft mit ADHS? Eins oder zwei Sachen habe
00:24:18: ich ja jetzt schon gesagt und bei diesen Kleinigkeiten, die im Unterricht so wichtig sind,
00:24:24: Ansagen, die ich machen muss, Sachen, die ich einsammeln muss, dafür nutze ich manchmal
00:24:27: Präsentationen. Ich habe dazu auch mal ein Insta-Reel gemacht, das würde ich auch nochmal unten
00:24:34: verlinken in den Show Notes, dann kann man nochmal gucken. Aber letztendlich habe ich einfach eine
00:24:38: Präsentation. Da baue ich mir genau diese Sachen, wenn ich die am Tag vorher so zusammensetze. Dann
00:24:44: gibt es da einfach Folien, auf denen steht "Jetzt bitte das abgeben", da schreibe ich mir auch
00:24:48: rein "Achtung, Erinnerung, heute Nachmittag fällt AG so und so aus". Kann ich dann zu Hause in Ruhe
00:24:54: vorbereiten? Und wenn es davon an der Tafel ist, dann ist es nicht mehr so wichtig, dass ich so
00:24:58: im Kopf habe oder es auf irgendeinem Notizzettel steht, es steht in der Präsentation, die einfach
00:25:02: wirklich an der Tafel läuft. Wie gesagt, einfach ein Post gucken, da sieht man das ganz gut. Dann
00:25:08: hatte ich durchaus eine ganze Weile mit so einem ganz typischen ADHS-Aspekt zu tun oder zu kämpfen,
00:25:16: der sich "Rejection Sensitive Dysphoria" nennt, also damit zu tun hat, dass man wirklich sehr arg
00:25:25: darauf reagiert, Ablehnung oder auch nur eine vermeintliche Ablehnung oder Kritik zu erfahren,
00:25:31: und das auch eine ganz tolle Angst davor entsteht. Und das war gar nicht so sehr ein Problem in der
00:25:36: Arbeit mit den Kindern, denn die oft sehr ehrliche Rückmeldung von Kindern kann ich irgendwie
00:25:41: anders einordnen, ich glaube, weil es so was ganz ehrliches, authentisches hat. Und das konnte ich von
00:25:47: Anfang an gut für meine Reflexion nutzen. Schwieriger war das zu Beginn meiner Berufslaufbahn mit
00:25:53: Eltern. Also kritische Nachfragen von Eltern, die haben mich wirklich arg gestresst, also wirklich
00:25:59: über die Maßen gestresst. Ich glaube, so ein bisschen piekst ein das häufiger an und niemand
00:26:06: kriegt gerne irgendwie Kritik vorgesetzt. Ich glaube, das ist ein Stück weit etwas, was sehr viele
00:26:12: Lehrkräfte mitfühlen können. Aber in diesem Fall dieser Besonderheit bei ADHS ist es so,
00:26:19: dass es einfach übermäßig stark ist. Und ich habe wirklich Schweißausbrüche gehabt. Ich war zu
00:26:26: nichts mehr in der Lage danach. Ich konnte ja nur noch daran denken, ich wollte sofort antworten,
00:26:30: sofort, oh Gott, oh Gott, und es geht sofort die Welt unter, muss man wirklich sozusagen, wenn
00:26:36: irgendwie kritische Nachfragen kommen. Ein Blick allein reicht manchmal aus, dass ich mir tagelang
00:26:42: Gedanken gemacht habe, oh Gott, das hängt jetzt über mich. Oh Gott, wie kommt das jetzt an? Oh Gott,
00:26:46: und das strengt einen natürlich in seiner Arbeit ein. Es macht unsicher, es belastet, es führt
00:26:52: zu emotionalem Stress, zu großem emotionalen Stress. Und das war etwas, woran ich wirklich auch mit
00:26:57: Unterstützung gearbeitet habe, weil das nicht nur im schulischen Kontext so war, sondern etwas,
00:27:01: was mich schon lange begleitet. Das hat professionelle Unterstützung gebraucht, sage ich es mal so.
00:27:07: Und dabei ging es zum einen darum, Techniken zu erlernen oder Strategien zu finden, um damit
00:27:13: etwas leichter umgehen zu können. Zum Beispiel indem ich, auch wenn es mir in dem Moment schwerfällt,
00:27:19: eben nicht sofort antworte, sondern wirklich mir Zeit lasse oder weiß, manche Dinge muss ich
00:27:24: sehr schnell klären, dann sind sie auch wieder gut und aus meinem Kopf raus. Dafür ein gewisses
00:27:28: Gespür zu bekommen, aber sich wirklich, auch wenn mein jeglicher, er ist Impuls dagegen geht, mir
00:27:35: wirklich die Zeit zu nehmen, mit einer Antwort zu warten oder wirklich mal die klassische Nacht
00:27:41: darüber schlafen. Ich weiß, das fällt schwer und dazu muss ich mich echt jedes Mal so ein bisschen
00:27:45: überreden, aber es ist echt wertvoll. Und ja, bestimmte Emotionen, die damit verbunden sind,
00:27:50: kommen schon auch aus der Kindheit, da muss man da so ein bisschen dran arbeiten, dass es einfach
00:27:53: nichts was man jetzt hier so als "da musst du nur das und das machen" tip geben kann. Das ist wirklich
00:27:58: ja viel Arbeit an mir selbst gewesen und gekoppelt mit den Strategien, aber auch der Blick darauf,
00:28:06: dass darin auch ein Potenzial steckt. Und dieses Potenzial war genau das, was dafür gesorgt hat,
00:28:12: dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe, wie es mir gelingen kann, Eltern gut ins Boot holen.
00:28:19: Die Grundliegen, die Idee war erst mal, damit möglichst wenig Kritik kommt, weil kritikalisch
00:28:24: nicht gut, suche ich hier Wege, dass alles ganz ganz toll ist für die Eltern. Das driftet dann
00:28:28: auch in eine ungesunde Richtung ab. Das muss ich glaube ich nicht erklären, aber dennoch hat es
00:28:32: ein bisschen mich in dieses Denken gebracht oder mir jetzt ganz viele Möglichkeiten an die Hand
00:28:38: gegeben, sehr schnell zu begreifen, was Eltern wichtig ist und das jetzt auch wirklich mit Haltung
00:28:43: zu verbinden, mit Verständnis und ein gutes Level zu finden, zu sagen, natürlich wollen Eltern eine
00:28:48: gewisse Transparenz in Schule. Also das Maß, in dem es bei mir vorhanden war, war einfach so stark,
00:28:53: dass es mich emotional sehr stark belastet hat und eben auch wirklich mich an bestimmten Stellen
00:28:58: vielleicht gehemmt hat in meinem unterrichtlichen Wirken. Das heißt, es musste bearbeitet werden.
00:29:02: Darin steckt aber auch reduziert ein gewisses Potenzial, sich eben auch Gedanken zu machen. Ich
00:29:09: möchte eine gute Lehrkraft sein. Klar finde ich schön, wenn Eltern möglichst wenig auszusetzen
00:29:14: haben und was muss ich denn tun, damit sich Eltern hier wohlfühlen? Das ist ja erst mal kein schlechter
00:29:20: Gedanke und der hat mich ganz, ganz doll fit in diesem Bereich gemacht. Wichtig ist eben nur,
00:29:24: dass es auch völlig in Ordnung ist, also dass es nicht in so eine ungesunde Richtung abdriftet,
00:29:29: sondern in Ordnung ist, wenn Eltern dann doch mal eine Nachfrage haben und dass das nicht sofort
00:29:33: an jegliche meiner Kompetenzen geht und für mich nicht jedes Mal die Welt zusammenbricht und dazu
00:29:38: war eben diese Begleitung notwendig. Eine der wichtigsten Unterstützungen für mich ist mein
00:29:44: Klassenraum. Ich bin auch total gerne Fachlehrkraft. Ich liebe das auch mal in verschiedene Klassen
00:29:50: hineinzuschnuppern. Ich liebe das mir gut Gedanken zu machen, wie Stunden aufbauen, weil ich vielleicht
00:29:54: nur diese eine Stunde habe. Ich liebe dieses wirklich noch Beziehungsarbeit leisten. Müssen sich
00:30:00: wirklich genau Gedanken darüber zu machen. Ich mag das wirklich gerne, was mir an der Stelle immer
00:30:05: schwerfällt, es kein eigenen Klassenraum zu haben. Ich war immer mal wieder auch in Vollzeit,
00:30:09: Fachlehrkraft. Es gab viele Dinge daran, die ich toll fand, aber dass ich keinen festen Raum hatte.
00:30:15: Das hat mich schon herausgefordert, sagen wir es so, denn mein Klassenraum ist eine ganz wichtige
00:30:20: Stütze für mich. Dazu habe ich meine eigene Podcast-Folge gemacht, die ich in den Schon-Nutzen
00:30:24: verlinken würde. Aber mein Klassenraum ist wirklich regelmäßig mit allem ausgestattet,
00:30:29: was ich so brauche. Weil ja dieses bringen, holen, dran denken, noch irgendwas dazu zu packen,
00:30:33: irgendwas aus irgendeinem Lager zu holen, so schwer für mich ist, muss das möglichst alles da sein,
00:30:40: möglichst vorhanden sein. Wenn ich merke, oh das brauchen wir jetzt, dann muss ich nur einen
00:30:43: Griff haben und es ist da. Darum mache ich mir ganz, ganz, ganz viele Gedanken mit meinem Klassenzimmer,
00:30:48: auch um meine eigene Regulation hinzubekommen. Auch ich nutze manchmal so ein Fidget-Teu im
00:30:52: Sitzkreis, das dann da irgendwie bereit liegt, wenn ein Klassenraum optisch unaufgeregt gestaltet
00:30:59: ist. Und damit meine ich nicht, dass da nichts drin sein darf, sondern dass es vielleicht ein
00:31:03: gewisses Farbkonzept gibt. Darüber kann man lachen und sagen, oh ja, Instagram, ne, ne, ne.
00:31:08: Aber für mich und mein Gehirn ist es unglaublich wichtig, dass das irgendwie ein stimmiges,
00:31:14: harmonisches Gesamtbild ist. Weil dann mein Gehirn nicht dauernd auf diese zwei, drei Sachen gucken,
00:31:20: die da dauernd rausstechen auf dieses Kuddel-Muddel. Das zieht Energie, aber es darf ruhig auch ein
00:31:25: bisschen was mehr in meinem Klassenzimmer stehen, solange es sich harmonisch fügt. Dann ist es in
00:31:31: Ordnung. Und das unterstützt mich eben bei meiner Arbeit. Dann wirklich so die Schublade auf, dann
00:31:36: ist das da. Schublade auf, dann ist das da. In meinem Klassenzimmer ist immer eine kleine Snack-Schublade,
00:31:40: vielleicht ist ja auch ein bisschen größer. Wenn ich vergessen habe, mein Frühstück einzupacken,
00:31:44: oder wenn es unten steht und ich bin schon da oben gegangen und denke, oh, ich will jetzt nicht
00:31:47: nur mal wieder runterlatschen, dann ist das da. Wenn ich auch in all dem Gewurschtel vergessen habe,
00:31:51: einfach was zu essen, dann habe ich da schnell was. Sowas meine ich mit. Es ist einfach vorbereitet
00:31:56: für mich. So weit und so viel wie irgendwie möglich ist. In der Orga hilft mir außerdem,
00:32:03: ich habe ja schon gesagt, das analog, schriftliche, aber nicht so viele Einzelsysteme, nicht 20.000
00:32:09: Mappen für verschiedene Sachen. In die Hälfte davon gucke ich nicht rein. Bei der Hälfte
00:32:12: vergesse ich, dass diese Mappen existieren. Oder ist es da irgendwo noch eine Extra-Liste für
00:32:16: gibt? Ich habe ein dickes Heft, das ist meine fortlaufende To-Do-Liste. Da schreibe ich, wenn ich
00:32:22: dran linke, wirklich jeden kleinsten Kram rein. Die liegt, wenn wir zum Beispiel Dienstbesprechung
00:32:26: haben, dann liegt die bei mir auf dem Platz. Sobald auch nur ein kleines kannst du oder das
00:32:31: müsstest du dann übernehmen, kommt dann sofort wird das von mir da reingeschrieben. Ich habe nur
00:32:37: dieses dicke Heft. Alles, was ich machen muss. Privat oder beruflich oder frei beruflich oder wo
00:32:44: auch immer, steht da drin. Eine Stelle für alles. Ich habe einen Wochenplan, wo alles drin steht,
00:32:51: meine Unterrichtsplanung, meine privaten Termine, alles da drin. Ich habe auch einen digitalen
00:32:56: Kalender, der verknüpft ist mit unserem Schulkalender. Damit ein digitaler Ort auch ist, das hat sich
00:33:01: schon bewährt, weil eben auch mein Mann da seine Termine rein schrieb und wir das dann gut koordinieren
00:33:07: können. Aber es ist dieser eine digitale Kalender, wo viele unterschiedliche Menschen ihre Sachen
00:33:11: reinpacken und den nutze ich dann, um meinen Analogen nochmal handschriftlich aufzuschreiben.
00:33:16: Also nichts, 120 Einzelsysteme, so wenig Mappen wie möglich, so wenig Ordner wie möglich,
00:33:22: so wenig Hefte wie möglich, also fühle mich selber, möglichst viel in einem Ordner zusammengefasst,
00:33:28: damit ich alles auch einem Haufen habe. Was würdest du sagen, sind deine größten Stärken
00:33:33: als Lehrkraft mit ADHS? Ich setze mich ja sehr dafür ein, dass man neurodivagente Formen nicht
00:33:42: mehr so einseitig defizitorientiert betrachtet, sondern auch erkennt, welch unheimliches Potenzial
00:33:48: in Neurodivagents stecken kann. Ich glaube, wir müssen nicht mehr groß über die schulischen
00:33:56: Herausforderungen mit bestimmten neurodivagenten Formen sprechen. Da kann jede Lehrkraft sofort
00:34:00: aufsehen, ich habe auch ein Kind mit ADHS, das Brr, oder ein Kind im Autismusspektrum,
00:34:04: das Brr, oder ich weiß nicht, wie ich Fall von Legers Denis fördern soll. Also bei den Sachen
00:34:10: sind wir sehr schnell und da haben wir eine Vorstellung davon, wie viel Potenzial daran steckt.
00:34:13: Wenn wir ein bisschen darüber nachdenken, kommen wir da sicherlich auf Sachen, aber das ist nicht
00:34:17: in gleichem Maße intuitiv in uns verankert wie das andere. Für mich als Lehrkraft, ich habe
00:34:23: euch ja gerade gesagt, was mir da so schwer fällt und was nicht immer so ganz einfach ist, was ich
00:34:29: oft durchaus hinkriege, aber was einfach unglaublich viel mehr Energie zieht, als es vielleicht bei
00:34:34: einem neurotypischen Menschen der Fall wäre. Und jetzt gucken wir mal darauf, was klappt denn
00:34:39: richtig gut, was sind denn Stärken und ich würde behaupten, dass Menschen mit ADHS
00:34:44: gar nicht so verkehrt aufgehoben sind in Schule und dass sie nicht trotz ADHS irgendwie ganz
00:34:51: gute Lehrkräfte werden können, sondern dass sie aufgrund ihrer ADHS oder genau wegen ihrer ADHS
00:34:57: sehr gute Lehrkräfte sind oder sein können. Und das eine ist natürlich dieser ausgeprägte
00:35:05: Gerechtigkeit. In meinem Fall nutze ich den sogar noch ein Sticken weiter, auch bildungspolitisch,
00:35:10: ich bin ja als Aktivistin da unterwegs und setze mich ein, Spreche für Kinder, Spreche für Lehrkräfte,
00:35:16: Spreche für Veränderungen. Das kann ich da total einsetzen, während früher in einem anderen
00:35:21: Kontext diese Verhaltensweise oder dieses neurodivergenten Merkmal nicht so gern gesehen war.
00:35:27: Aber auch im kleinen, im Klassenzimmer mehr wahrnehmen, ob das hier für alle fair ist, fair
00:35:34: sein zu wollen, fernes Gedanken zu haben und daran bestimmte Dinge auszurichten ist eine große Stärke.
00:35:40: Es ist außerdem eine große Stärke, neugierig zu bleiben. Viele Lehrkräfte mit ADHS sind die ersten,
00:35:46: die schreien "Juhu, lass machen, wenn du mit neuen Ideen um die Ecke kommst." Davon muss nicht jede
00:35:51: Idee am Ende sich ganz fest im Schulsystem verankern, aber man braucht ja genauso Menschen,
00:35:56: die vorangehen und sagen, das machen wir jetzt mal, das klingt doch super, oh ja,
00:36:00: das probieren wir doch morgen mal aus. Das ist eine total wichtige Fähigkeit und in unserem
00:36:05: starren System wichtiger denn je. Es sind leider auch diese Menschen, die damit immer wieder gegen
00:36:10: Wände rennen und irgendwann natürlich schwindet dann die Kraft. Das ist ein Thema, da muss man
00:36:17: auch drauf gucken. Aber wenn man diesen Menschen die entsprechende Anerkennung für diesen
00:36:22: Explorationsdrang, für diese Neugier, für dieses "Ja klar, machen wir, lass doch mal ausprobieren,
00:36:27: könnte doch gut werden", dann steckt da ganz viel Potenzial drin, hört diesen Menschen zu,
00:36:32: wenn ihr selbst ADHS habt, dann vertraut man auf diese Fähigkeit und findet den Mut,
00:36:37: nicht nur zu denken, ja das machen wir jetzt mal, sondern wenn die Möglichkeit da ist, sogar
00:36:42: auch den Mut zu finden, das dann zu vertreten und selbstbewusst zu vertreten. Mir macht das so
00:36:50: ein Spaß, neue Sachen auszuroberen. Ich denke nicht immer, oh Gott, wie soll ich das jetzt noch
00:36:54: machen? Klar, bei manchen Sachen, bei denen ich noch nicht so ganz fit bin, habe ich auch manchmal
00:36:58: Respekt davor, mir das neu anzueignen. Aber trotzdem ist da so dieser Impuls in mir, ja, aber das
00:37:03: ist doch spannend, lass uns mal machen. Und das ist sicher sicherlich etwas ganz ganz wichtiges.
00:37:09: Außerdem und auch das ist in unserem Schulsystem bestimmt eine Stärke,
00:37:15: ist es so, dass Menschen mit ADHS in diesem Fall dann im Lehrkräftemann ADHS
00:37:19: in Krisensituationen aufblühen. Ich habe euch eben erzählt, wie schwer mir manchmal
00:37:24: dieser organisatorische Kleinkram fällt, so dieses, was man schon seit Ewigkeiten immer
00:37:28: irgendwie machen muss, so dieses alltägliche. Und das ist ja was ganz Typisches im ADHS-Bereich,
00:37:33: dass dieses alltägliche einen manchmal vor so große Herausforderungen stellt oder in besonderem
00:37:39: Maße anstrengend ist. Und dann tritt eine Notsituation ein oder eine Krisensituation oder eine Situation,
00:37:49: in der sehr schnell die Sache überblickt werden muss, sehr schnell Entscheidungen getroffen
00:37:53: werden müssen. Und das sind die Momente, dann machen diese Menschen regelrecht auf. Und ich
00:37:58: merke das immer wieder, wenn ich komme morgens und wir sind in Kleine Schule und ich höre schon 3,
00:38:04: 4 Kolleginnen krank, oh Gott, oh Gott, oh Gott, wie soll man das schaffen? Es dauert keine Minute
00:38:09: und das meine ich wirklich so. Da habe ich das zusammengewurscht, nicht mehr, okay, pass auf.
00:38:13: Ich nehme die 2 Klassen, wir haben gerade das Thema da, das bringen wir zusammen. Ich mache
00:38:18: hier irgendwie Jahrgangsübergreifenden Unterricht, die nehme ich mit darüber, die nehme ich hierhin,
00:38:23: haben wir da irgendwo eine Schulbegleitung, die mit reingehen kann, damit jemand da in der Klasse
00:38:26: wenigstens drin ist, kriegen wir das irgendwie gewurscht, alles klar, auf geht's. Oder ich sage
00:38:30: mir, oh, die nehme ich mir, ich nehme mir noch eine Schulbegleitung mit oder gehen wir hier irgendwie
00:38:34: ins Gelände raus und forschen mal nach, oder was auch immer. Wenn in Sekunden tun sich Lösungen
00:38:40: auf, das mache ich in rasantem Tempo. Und ich merke das auch bei vielen anderen Menschen im
00:38:45: neurodivergenten Bereich, dass die genau in diesen Momenten plötzlich da sind. Und also richtig,
00:38:52: das ist das richtige Aktivierungsniveau, das sie brauchen und dann laufen die zu höchstformen
00:38:56: auch. Und das ist im Schulsystem, wo echt gerade viel los ist, eine absolut wertvolle Fähigkeit.
00:39:04: Wichtig ist nur, auch wenn das in dem Moment dann leicht fällt und schnell geht, zieht es natürlich
00:39:11: trotzdem Energie. Wenn das ein Dauerzustand ist, dann muss man gucken, dass man dabei schon
00:39:18: auch mental und gesundheitlich stabil bleibt. Das ist was, was Lehrkräfte mit ADH schnell
00:39:23: nach Hause nicht verlieren, so auf die eigenen körperlichen und emotionalen Bedürfnisse zu
00:39:29: gucken. Darum das an der Stelle einmal ein ganz wichtiger Hinweis. Aber diese Fähigkeiten
00:39:34: merke ich, die ist wirklich wertvoll. Und auch in so Konferenzen, Fachkonferenzen oder
00:39:39: Dienstbesprechungen. Die Schnelligkeit, da Dinge miteinander zu verknüpfen, zack, zack,
00:39:44: zack, machen wir so, ach, komm, da schreibe ich direkt gleich mal auf, hier tippe ich ein,
00:39:47: zack, zack, zack, dann haben wir das, finde ich immer wieder sehr wertvoll. Und wenn dieser
00:39:51: Sache Raum gegeben wird, und ich habe zum Beispiel die Fachkonferenz Mathe, liebe Grüße an dieser
00:39:55: Stelle, da sind wir gar nicht so viele und da wird meiner Stärke in diesem Bereich total Raum
00:40:00: gegeben. Ich gebe wieder anderen Stärken meiner Kolleginnen da Raum und wir sind so effektiv,
00:40:07: so schnell bringen, so viel vorwärts. Ein gutes Beispiel dafür, dass wir alle Ressourcen reinbringen
00:40:13: und wenn man das wirklich schafft, dass jeder genau das reinbringt, was er gut kann, dann ist
00:40:17: richtig, richtig, viel möglich. Ihr merkt an dieser Stelle vielleicht, ich merke es grad selber,
00:40:22: dass ich da sehr enthusiastisch darüber reden kann, weil ich so wichtig finde, dass das mehr in
00:40:27: den Blick gerät. Dass wir nicht nur die Probleme der Kräfte sind, auf die mal alle Rücksicht nehmen
00:40:32: müssen oder die schon wieder die sind, die die Elternzettel am Tag zu spät ausgeteilt haben,
00:40:36: oder die sich schon wieder am Tag vertan haben, sondern dass wir auch die sind, die an Schule
00:40:40: ganz, ganz viel bewegen oder auf die unglaublich Verlass ist, wenn alle Stricke reißen. Und was
00:40:47: sicherlich auch eine große, große Stärke ist. Und da kommen wir zur Kategorie "Der Moment fürs Herz".
00:40:53: Ich erlebe die empathischen und sozialen Fähigkeiten von Menschen mit ADHS immer und immer wieder.
00:41:05: Und ich würde sagen, wer sich bemüht, eine gute Lehrkraft zu sein oder das tun die meisten,
00:41:11: ist sicherlich so oder so ganz gut aufgestellt in dem Bereich. Aber ich erlebe immer wieder,
00:41:17: dass gerade Lehrkräfte mit ADHS, vielleicht weil sie es auch selber kennen, aber weil einfach
00:41:21: auch diese empathische, komponente Fähigkeit ist, dass die ganz schnell begreifen, worum es bei einem
00:41:27: Kind gerade geht. Die müssen nicht 20 Sachen lesen, nochmal gucken, nochmal gucken, die kriegen
00:41:31: ganz schnellen Gefühl dafür. Das ist hier Sache. Wichtig ist natürlich, dass auch immer wieder
00:41:35: auch fachlich und pädagogisch zunter Mauern, aber da gibt es oft ein sehr intuitives, sehr
00:41:41: richtiges Verhalten. Und gerade heute, wo so viele Individuen, es kamen schon immer viele
00:41:47: Individuen zusammen, aber wo das wirklich auch so spürbar ist, diese Heterogenität, diese
00:41:51: Unterschiedlichkeit, diese vielen Bedürfnisse, ist es schon eine wichtige Fähigkeit, schnell
00:41:58: eine Idee davon zu bekommen, was hier Sache ist. Nicht immer und nicht bei jedem Kind und nicht
00:42:04: bei jeder Situation, aber so im Großen und Ganzen schon. Und wie oft, und das ist wirklich der Moment
00:42:09: fürs Herz, wie oft ich eine Idee davon hatte, was es ist, das an die Eltern weitergegeben hab und
00:42:16: von den Eltern wirklich kamen, ja, das ist genau das, was wir hier zu Hause immer wieder haben.
00:42:21: Jetzt verstehe ich das, also da zusammenzuarbeiten, zu sehen, wie ein Kind wirklich erleichter
00:42:28: zusammensagt, wenn es eine bestimmte Pause machen darf an einer Stelle. Und es ist okay,
00:42:33: das sind alles so kleine, tolle Momente, wo ich denke, ich kann mit dem, was ich hier reinbringe,
00:42:38: eine wichtige Fähigkeit von mir unter Beweis stellen und die ist wirksam und wertvoll
00:42:44: für andere Menschen, die kann ganz, ganz viel. Das ist natürlich ein sehr schönes Gefühl, aber
00:42:49: verbindet mich auch positiv mit meiner Neurodivagenz. Ich nehme meine Neurodivagenz in weiten Teilen
00:42:55: sehr, sehr wertvoll wahr. Das war ein hartes, hartes Stück Arbeit. Aber ich glaube, wenn man
00:43:01: jetzt gehört hat, wie ich darüber spreche, dann wird es auch deutlich. Und das ist nicht nur ein,
00:43:06: ja, eigentlich ist alles ein bisschen doof, aber ja, okay, ein, zwei Sachen kann ja auch,
00:43:09: ne? Wer kann sie nicht? Nee, das sind Dinge, die ich reinbringe und die ich in besonderem Maße
00:43:16: mehr kann als andere. Nicht, dass das das Parameter ist, aber um zu untermauern, das sind Dinge,
00:43:22: die einen großen Wert haben und die nicht einfach nur so ein, ja, wenigstens kann ich das so ein
00:43:26: bisschen sind, sondern die wirklich einen riesen Wert haben für Schule, für die Kinder, fürs
00:43:32: Kollegium, so wie eben andere Kolleginnen mit dem, was sie können einen riesigen Wert reinbringen.
00:43:38: Und mir ist es so wichtig, weil ja eben genau dieses Gefühl bei Neurodivagenz-Menschen oft so
00:43:43: fehlt, dass es wirklich nicht nur ein bisschen ausgleichen ist, was da sonst so schwierig ist,
00:43:48: sondern das ist ein riesigen, echten, großen Wert hat und für sich allein steht. Und ich bekomme
00:43:55: so oft die Rückmeldung, dass ich Lehrkräfte mit ADHS so arg überall das ärgern, was nicht klappt
00:44:02: und es geht mir natürlich auch so. Ich denke mir auch, ach Mann, ne? Wenn ich oder ne? Ach Mino,
00:44:08: wenn ich wieder wirklich vergessen habe, irgendeinen Elternzettel rechtzeitig auszuteilen. Oder jetzt
00:44:13: gerade ist mir der nächste Woche Projektwoche und ich habe eben die helfenden Eltern angeschrieben
00:44:19: und habe nicht daran gedacht, dass wir Dienstag bis Freitag-Projektwoche haben, sondern habe beim
00:44:25: Montag angesetzt und alle Eltern waren verwirrt, weil sie plötzlich an Tagen eingeteilt waren,
00:44:29: wo sie gar nicht Zeit hatten, weil ich einfach um einen Tag verschoben war. Klar ärgerten mich das
00:44:33: in diesem Moment. Aber nicht mehr in so eine völlig betrübende Masse. Ich denke mir, ach ja,
00:44:40: ärgerlich gut, das ist halt der Part. Aber ich habe so, so sehr begriffen, wie viel ich auch
00:44:45: reinbringe und das kriegt man ja auch von den Kindern irgendwie zurück. Nicht, dass das ihre
00:44:51: Aufgabe ist, aber gerade bei den Jungen bekommt man das ja doch immer noch mal als Feedback. Da klappt
00:44:56: so viel auch so gut und ich weiß mittlerweile auch von meinen Kolleginnen, dass jeder so Phasen
00:45:04: hat oder so, so Dinge hat die nicht so gut gelingen oder die mal schief laufen oder wo man etwas
00:45:09: verspätet, austeilt oder sich in einer Sache ird oder irgendwie vergisst, dass heute die Schulzahn
00:45:15: Ärztin kommen wollte, dass ich damit milder umgehen kann und auch einfach weiß, das ist halt der Part.
00:45:22: Das passiert mir, das passiert mir auch immer mal wieder. Ich gehe dann auch ganz offen mit den Eltern
00:45:27: um und sage, ach naja, sie kennen das ja schon ein bisschen. Danke nochmal, dass sie zu mir zurück
00:45:32: gemeldet haben oder dass sie mir zurück gemeldet haben, dass die Tage so nicht passen. Natürlich
00:45:37: beginnen wir erst am Dienstag hier nochmal die Ausstellung. Danke für ihr Verständnis und ich
00:45:41: nutze es aber auch und sage dann wirklich, dass ich an der Stelle auch so viel Verständnis für Kinder
00:45:45: habe oder auch für Eltern, die vergessen, so ein Elternzettel einen Tag später abzugeben. Irgendwann
00:45:50: dürfen die dann da sein, aber ich bin da selber auch ganz milde. Übrigens auch eine wichtige
00:45:56: Fähigkeit, dass gerade Menschen mit ADHS oft schon eine sehr zugewandte Haltung gelingt und die von
00:46:05: sich aus schon eher von Dingen ausgehen, wie das war nicht beabsichtigt und es kann auch jedem
00:46:12: Mensch mal passieren. Auch das ist eine ziemlich tolle Haltung für Schule und von daher glaube
00:46:19: ich sind wir in diesem schulischen Kontext sehr, sehr gut aufgehoben, grundlegend mal. Dass wir
00:46:25: hier und da natürlich wie alle Lehrkräfte viel, viel mehr Zeit, Unterstützung und so weiter bräuchten,
00:46:31: das sei mal dahingestellt und das setze ich als Primisse eigentlich unter alles, was ich so berichte.
00:46:37: Aber wir gehören in dieses System, wir haben einen großen Wert für dieses System und sind nicht
00:46:45: einfach nur die, die ständig vergessen ihre Kaffeetasse, wie die Schwimmaschine zu stellen
00:46:50: und die Wachsmallstifte ins Kunstlager zurückzubringen. Und mit diesen Worten gebe ich zurück in die
00:46:57: Zentrale und freue mich sehr auf einen Wiederhören in zwei Wochen. Herz zählt eure Saskia.
00:47:07: [Musik]
00:47:11: Auf jeden Fall!
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